Schilda

Ute Hallaschka

Aber da hatte ich das Kleingedruckte noch nicht entziffert: »Auch wenn Sie Ihren Namen tanzen können, hier ist …« – alles mögliche folgt dann. Auch ein Hundekotverbot.

Es gibt dieses Schild in vielen Varianten, aber immer mit dem Zusatz der direkten Anrede. He, Sie, Waldorfschüler, Idiot – denn sonst ist ja »Namenstanz« nirgendwo Schulfach. Was lernen wir daraus? Vielleicht die olle Kamelle, dass das doch nur beweisen würde, wie weit inzwischen Waldorfpädagogik in der Welt angekommen ist und darum sollte man das amüsiert zur Kenntnis nehmen. Ich denke nicht daran!

Eurythmie als Idiotie und Waldorfschüler als Analphabeten zu bezeichnen, scheint mir nicht nur nicht komisch, sondern geradezu hinterhältig. Erst als Einladung an alle aufgeklärten Zeitgenossen, aber anders als im bekannten Kalauer: »Herzlich willkommen auf der Erde – wer so parkt wie Sie, muss vom Mond kommen«, nicht die Auflösung im allgemeinen Weltraum des Humors. Damit die Anspielung auf Namenstanz funktioniert, muss sie ja eine bestimmte gesellschaftlich öffentliche Gefühlslage bedienen. Die könnte man, scheint mir, eher so lesen: Waldorf, ist das nicht die elitäre Kultur der sozial Bessergestellten, in der du dir selbst als Analphabet rausnehmen kannst, was du willst …?

Das Schild ist, laut Eigenwerbung, ein Verkaufsschlager im Internet. Die eigentlichen Hersteller der Idee bleiben unauffindbar. Amazon verkauft nur und die Druckerei (Fassbender) druckt nur. Niemand zu identifizieren, der für den Text verantwortlich zeichnet. Aber irgendwer hat ihn ja kreiert und hat sicher auch das Copyright.

Falls ein findiger Waldorfschüler – daran glaube ich fest – sich nicht nur aufs Tanzen, sondern auch aufs Hacken versteht und den Texter auftreibt, soll er mir Bescheid geben. Es würde mich wirklich interessieren, ob sich ein persönliches Erlebnis hinter diesem Schild verbirgt oder doch nur eine banale Lizenzidee zum Geldverdienen.