Zur Mitgliederversammlung in Mannheim

Benediktus Hardorp

Lieber Herr Maurer,

Ihr Bericht von der Mitgliederversammlung am 24./25. März in Mannheim (im Anschluss an die Delegiertenversammlung vom 23./24. März 2012 in Mannheim) trägt die Überschrift »Die Rücktritte von Mannheim«, d. h. er berichtet so, als wenn das der Hauptinhalt oder sogar das Thema der Versammlung oder ihrer Tagesordnung gewesen wäre. Die Rücktritte waren aber wohl eher ein Reflex auf ein unerwartetes Abstimmungsergebnis der Schulvertreter auf der Mitgliederversammlung. Sie sind für Finanzentscheidungen stimmberechtigt, redeberechtigt sind jedoch alle Mitglieder des Bundes, zu denen auch ich als ehemaliges Vorstandsmitglied gehöre. Die anwesenden Vertreter von Stiftungen (DAMUS-DONATA ist allerdings ein gemeinnütziger Förderverein) haben nach Ihrem Bericht den Entscheidungsvorschlag des Bundesvorstandes und der Räte »konterkariert«, indem sie von aufzubauenden alternativen Finanzierungswegen für die Lehrerbildung im Bund der Waldorfschulen gesprochen haben. Letztere ist aber kapazitätsmäßig unzureichend, was von niemandem bestritten wird. Es handelt sich also um eine wichtige Aufgabe des ganzes Bundes.

Die Mitgliederversammlung hat nach der vorangehenden Aussprache dem Antrag der Mannheimer Lehrerbildungseinrichtung zugestimmt, der eine Fortführung der mit viel Anstrengungen aufgebauten grundständigen Lehrerbildung vorsah und damit gebilligt wurde. Der Antrag der Bundesführung hatte dagegen die Reduzierung des Ausbildungsangebotes in Mannheim auf die Postgraduierten-Ausbildung zum Ziel gehabt. Dem ist die Versammlung jedoch in der Schlussabstimmung nicht gefolgt, was die Bundesführung verständlicherweise getroffen hat, da sie mit der Annahme ihres Entscheidungsvorschlages fest gerechnet hatte. Das hat dann am Sonntagmorgen zu Ankündigungen von Rücktritten oder zu deren Vollzug bei Mitgliedern des Finanz- und Ausbildungsrates geführt. Dies muss man als persönliche Entscheidungen akzeptieren.

Nicht akzeptieren muss man jedoch, dass die angesprochenen Ratsmitglieder ihren Rücktritt mit der mangelnden Vernunft oder »Folgsamkeit« der Schulträgervertreter begründet haben, denn das spricht diesen Vertretern die eigene Urteilsfähigkeit ab, auf die die Satzung des Bundes aber baut. Diese Rüge der zurückgetretenen oder zurücktretungsbereiten Ratsmitgliedern wirkte insoweit etwas deplaziert. Soweit Letztere dem Bundesvorstand oder der Geschäftsführung angehören, handelt es sich m. E. eigentlich um eine begrüßenswerte gesunde Entflechtung des Exekutivorgans von den Ratsgremien, die unabhängig vom Entscheidungswillen des Bundesvorstandes – nur aus ihrem Sachverstand heraus raten sollten.

Die bindende Entscheidung der Mitgliederversammlung hat darüber hinaus zugleich den Verfall der bereits zertifizierten Studiengänge verhindert, die jetzt unter dem institutionellen Dach der ALANUS-Hochschule fortgeführt werden können. Das kann man für wichtig halten oder nicht – es ist jetzt Tatsache.

Die Rolle von DAMUS-DONATA in diesem Geschehen ist von Ihnen leider nicht ganz richtig erfasst und dargestellt worden. Von DAMUS-DONATA sind in dieser Sache keine eigenen Intentionen ausgegangen. Wir fördern lediglich Initiativen, von denen wir – im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten – uns die Meinung gebildet haben, dass sie notwendig und förderungswürdig seien. Auf eine solche Förderung sind wir erstmals Mitte Oktober 2011 von Dr. Schmelzer im Namen der Mannheimer Einrichtung angesprochen worden. Wir haben diese Anfrage positiv eingeschätzt und dem Bundesvorstand unsere Gesprächsbereitschaft für die Ihnen bekannte, zunächst nur in Aussicht gestellte Förderzusage von 3 mal 250 T€ Anfang November 2011 signalisiert. Es lag uns daran, diese Förderung wiederum – ähnlich wie bei den Fördermitteln der Kübelstiftung 1983 – im Konsens mit dem Bund als Förderung der Lehrerausbildung im Bund der Waldorfschulen in Deutschland zu gestalten. Darüber ist leider bisher noch nicht kreativ gesprochen worden.

Der Bundesvorstand hat erst Mitte März 2012 auf unsere Anregung vom November Bezug genommen und einen Terminvorschlag zu einem Gespräch darüber nach der Mitgliederversammlung in Mannheim gemacht. Zu diesem Gespräch soll es – nach der zunächst nicht erwarteten Entscheidung der Mitgliederversammlung – nun in Kürze kommen. Denn der Vorschlag von unserer Seite sah stets vor, dass wir gemeinsam mit dem Bund versuchen, ergänzende Finanzierungsvorschläge zu suchen und zu realisieren. Das kann aber nur gemeinsam mit allen Beteiligten zu Ergebnissen führen. Wir müssen Ideen und Kräfte Vieler – der Schulen, der Lehrerseminare, der »Alumni« und weiterer Stiftungen etc. – dazu bündeln. Die Förderbereitschaft von DAMUS-DONATA bezweckt die dafür nötige Anlaufzeit finanziell sicherzustellen. Deswegen haben wir auf die Mannheimer Anfrage hin unsere Bereitschaft zur Förderung dieser Anlaufzeit signalisiert in der Erwartung, dass hierüber ein Konsens mit dem Bund, dem wir die Mittel in diesem Sinne in Aussicht gestellt haben, erzielt wird. Ob das erreicht werden kann, wird sich hoffentlich bald zeigen. Sehen Sie darin – Ihre Mitteilung klang ein wenig so – eine unzulässige Einwirkung auf die Bundesangelegenheiten durch außenstehende Förderer? Die Schulträger haben das jedenfalls mehrheitlich anders gesehen. Einen unzulässigen Einfluss vermag ich im Geschilderten nicht zu sehen; es war auch nicht so gemeint.

Der Erfolg aller solcher Bemühungen hängt nun davon ab, dass eine breite Zustimmung und Mitbeteiligung Vieler zu dem Vorhaben erreicht wird, d. h. dass sie von uns allen – nicht zuletzt von der ERZIEHUNGSKUNST – durch vielerlei Aktivitäten und Maßnahmen erzeugt wird! Können Sie uns dabei in Zukunft helfen? Das könnte für das Gelingen sehr wichtig, vielleicht sogar entscheidend werden. Meinungsunterschiede sind von gestern – jetzt ist Gemeinsamkeit angesagt!

In diesem Sinne grüße ich Sie und die Mitglieder der Redaktion freundlich

für den DAMUS-DONATA e.V. Ihr

Benediktus Hardorp