30 Jahre OMNIBUS FÜR DIREKTE DEMOKRATIE

K.-H. Tritschler

Zur Überraschung der Gäste war nun das Bild der Waage über dem runden Tisch präsent, an dem sie sich an den Ausgangspunkt von vor 30 Jahren erinnerten: ein meterlanges Brett, in einer labilen Schlinge, mit dem Omnibusmodell auf der einen und 30 brennenden Kerzen auf der anderen Seite. Man konnte da an Joseph Beuys denken: »Der Pharao im Geiste spricht - erhebe dich im Gleichgewicht«. Es ist das altägyptische sema-tawy (Vereinigung der Gegensätze).

Zwischen dem Denken und Wollen entwickelt sich im Zutrauen auf das Selbst die Fähigkeit – im Gespräch – die diffuse Stimmung der eigenen Seele an der Idee zur Klarheit zu bringen. Dadurch erhält die Bewusstseinsarbeit am OMNIBUS ihren Sinn.

Die Erfahrung mit einer 17-jährigen Waldorfschülerin, die in den Sommerferien 2002 für zwei Wochen im OMNIBUS mitgefahren ist, führte zu einer dauerhaften Praktikumsstelle. Zahlreiche junge Menschen haben bisher dieses Angebot wahrgenommen. Auf dem Arbeitstreffen in Wiesbaden wurden die Erzählungen von ehemaligen Mitfahrern, die nach der selbst organisierten »Wo-lang?« Konferenz an der Alanus-Hochschule einen zweiten, experimentellen Omnibus gestartet haben, als eine ganz besondere Flamme erlebt, die in der Zusammenarbeit der Generationen das Gleichgewicht für die weitere Arbeit in Bewegung hält.

Gemeinsam wurde neben dem blauen OMNIBUS, der sich heute als ein Kunstwerk im »Erfahrungsfeld der Sinne und des Denkens« im Schloss Freudenberg befindet, zukunftsweisend ein 30 Jahre alter Gingkobaum gepflanzt.