Antibiotika und kindliche Darmflora

Nun hat ein Team um Willem de Vos von der Universität Helsinki in einer neuen Studie (veröffentlicht in Nature Communications, 2016) nachgewiesen, dass  eine häufige Antibiotikabehandlung in den ersten beiden Lebensjahren die Vielfalt der Darmflora langfristig vermindern kann.

Die Assoziationen zwischen einer wiederholten Antibiotika-Anwendung in den ersten Lebensjahren und einer erhöhten Rate von entzündlichen Darmerkrankungen, Asthma und Übergewicht waren bereits in früheren epidemiologischen Studien aufgefallen. Tierexperimentelle Studien hatten dies auf eine Veränderung der Darmflora zurückgeführt. Es fehlten jedoch bisher Untersuchungen, die die Dysbiose auch bei Kindern nachweisen.

Die größte Störung wurde bei Kindern gefunden, die innerhalb der ersten sechs Monate mit Makroliden behandelt wurden. Diese Antibiotika werden häufig zur Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt, die gerade in den ersten Lebensmonaten häufiger auftreten, in den meisten Fällen jedoch viral verursacht worden sind.

Tatsächlich litten die Kinder, die in den ersten beiden Lebensjahren mindestens zweimal Makrolide erhalten hatten, sechs Mal häufiger an Asthma. Kinder, die in den ersten beiden Lebensjahren mindestens zweimal Makrolide erhalten hatten, waren auch signifikant häufiger adipös.

Die Studie zeigt ferner, dass bereits eine einmalige Antibiotika-Gabe die Darmflora für mehr als 12 bis 24 Monate verändert. Auch hier waren die Veränderungen bei einem frühen Einsatz besonders deutlich und Makrolide hatten einen größeren Einfluss als Penicillin-Antibiotika. Erwartungsgemäß wurden im Darm der Kinder über längere Zeit auch Makrolid-resistente Keime gefunden.

Zum Abstract der Studie online: http://goo.gl/1TBPDr