Waldorfschulen im umkämpften Osten Europas brauchen Ihre Zuwendung
Vor 25 Jahren begann die Waldorfschulbewegung in Mittel- und Osteuropa in Freiheitshoffnung. Heute stehen viele Waldorfschulen, gerade in den baltischen Staaten, in Polen, in Rumänien, in der Ukraine – und in Russland vor der Herausforderung, wie sie in einer durch das westliche System sehr teuer gewordenen Welt die notwendigen Konsolidierungsschritte schaffen, um dauerhaft zu überleben.
Seit den Anfängen unterstützen die Freunde der Erziehungskunst zahlreiche Schulen, aber die Mittel reichen längst nicht für alle, die sich gerade jetzt an uns wenden und wir brauchen dringend Ihre Unterstützung.
Zum Beispiel für die Schulen in der Ukraine, denn der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine beeinträchtigt das Leben und spielt eine große Rolle im Land. Das Schulleben von Kiew und Odessa war in diesem Jahr besonders von den Ereignissen auf dem Maidan geprägt. Nur kurze Zeit zuvor war die Waldorfschule Sophia in Kiew mit frisch errungener staatlicher Anerkennung, Selbstbewusstsein und öffentlicher Aufmerksamkeit auf einem guten Weg. Eine erste Klasse mit 40 Kindern hat dieses Jahr begonnen, der Andrang war groß, es hätten drei neue Klassen eröffnet werden können. Nach dem Umzug in die Gebäude einer öffentlichen Schule und umfangreichen Renovierungen von Fenstern, Böden und Sanitäranlagen, sind die Arbeiten jetzt ins Stocken geraten und es braucht weitere Mittel, um das Gebäude auf den Winter vorzubereiten.
In Krivoj Rog mussten die Schüler der Waldorfschule noch vor wenigen Jahren im Winter in den Klassenzimmern bei 10 Grad ihre Mäntel tragen, dann konnten durch Spenden neue Fenster und eine Heizung eingebaut werden. Die Schule darf ein staatliches Gebäude nutzen, muss aber jegliche Kosten selber stemmen. Jetzt müssen vor dem Winter dringend weitere Räume renoviert und Fenster, Fußböden und Leitungen ausgebessert werden. Ähnliche Arbeiten sind bei der Waldorfschule in Odessa von Nöten, schon 2012 halfen wir bei neuen Fenstern. Und auch die Waldorfschule in Dnjepropetrowsk möchte weitere Räume sanieren.
In Rumänien hat die Waldorfschule Iasi nach langer Zeit in engsten Räumlichkeiten endlich ein Gebäude der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen, muss dieses aber aus eigener Kraft sanieren und vor allem ausstatten, denn es ist leer. Noch weist die Finanzierung erhebliche Deckungslücken auf.
In Polen muss die Krakauer Waldorfschule ihr gerade erst 2012 zur Verfügung gestelltes Gebäude nach einem unerwarteten Verkauf durch die Stadt wieder verlassen - noch sind nicht einmal die durch den letzten Umzug entstandenen Kosten bezahlt.
In Vilnius, der Hauptstadt Litauens, begann die bald zwanzig Jahre alte Waldorfschule mit der Renovierung eines ersten Teils des gepachteten Gebäudes. Jetzt soll der zweite von drei Bauabschnitten erfolgen, mit welchem der Schule endlich auch zu einem Saal verholfen wäre, aber die eigenen Mittel reichen nicht aus.
Die Adazi Waldorfschule in Lettland liegt in der Nähe von Riga. Nachdem die Schule wegen steigender Nachfrage nach Kindergärten ihre Räumlichkeiten – einen alten städtischen Kindergarten – verlassen musste, begann die Schulgemeinschaft mutig mit dem Bau eines von einem Schulvater entworfenen Gebäudes. Die Schule erhält als Schule in freier Trägerschaft keinerlei staatliche Zuschüsse. Die Schulgemeinschaft kann den weiteren Bau nicht allein stemmen und fragt um Hilfe an.
In Tartu in Estland steht die Waldorfschule nach vielen Jahres des Platzmangels – auch hier gab es mehr Anfragen nach Schulplätzen als die Schule anbieten konnte – endlich kurz davor, ein größeres Gebäude zu erwerben. Da die staatliche Förderung keine Gebäudezuschüsse beinhaltet, engagieren sich Eltern, Freunde und Stiftungen gemeinsam, aber noch fehlt ein größerer Teil.
Besonders bitter ist die Not der heilpädagogischen Schule St. Georg in Moskau für Menschen mit Behinderungen. Seit der ersten Abschlussklasse verblieben die Schüler in der sogenannten „Profiklasse“ der Schule, denn es gibt in Moskau keine Einrichtung, in der sie begleitet arbeiten oder sich auch nur betreut aufhalten können. In der Profiklasse werden die Schulabgänger in der Haus- und Gartenwirtschaft und in den handwerklichen Schulwerkstätten angelernt und begleitet. Bisher kam das Schulamt Moskaus der Schule entgegen und zahlte stillschweigend auch für die erwachsenen „Schüler“ weiter den städtischen Bildungszuschuss. Diesen Sommer wurde das Schulamt leider gezwungen, den Zuschuss für die erwachsenen »Schüler« ersatzlos zu streichen. 2015 soll ein neues Gesetz kommen, womit endlich ein offizieller Zuschuss für begleitetes Arbeiten gezahlt wird, aber obwohl somit Licht am Horizont ist, steht die Schule nun kurz vor dem Aus, da sie die Zeit alleine nicht überbrücken kann. Schon jetzt gab es Ausfälle der ohnehin viel zu geringen Lehrergehälter, unlängst konnte nur durch eine verzweifelte Sondersammlung der Eltern der Strom wieder angestellt werden.
Alle diese Schulen sind schon so kräftig geworden, dass ihre Eltern und Lehrer einen großen Teil der Herausforderungen selbst meistern können, viele sind Pioniereinrichtungen mit wichtiger Strahlkraft. Aber sie brauchen gerade jetzt unsere starke Mithilfe um in diesen schwierigen Zeiten zu bestehen und sich weiter zu entwickeln. Nur wenn es in unseren östlichen Nachbarländern auf Dauer eine freie Schulbewegung geben wird, wird es auch eine Gesellschaft geben, die gesamteuropäisch Frieden bauen will.
Bitte unterstützen Sie uns jetzt, den Einrichtungen beim Aufbau ihrer dauerhaften Infrastruktur zu helfen und so dazu beizutragen, dass es auch in Zukunft freie Schulen in diesen Staaten geben kann!
Mit einem großen Dank,
Nana Göbel, Henning Kullak-Ublick, Bernd Ruf, Andreas Schubert
https://www.freunde-waldorf.de/spenden-helfen/aktueller-spendenaufruf.html
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