Bund der Freien Waldorfschulen besetzt Vorstand um und plant zweites Jahrhundert

Die Waldorfgemeinschaft mit rund 270 anwesenden Schulvertretern und persönlichen Mitgliedern würdigte und verabschiedete die scheidenden Vorstandsmitglieder Dr. Susanne Speckenbach, Franz Glaw und Dr. Albrecht Hüttig. Gleichzeitig beriefen die Wahlberechtigten die drei neuen Vorstandsmitglieder Nele Auschra, Geschäftsführerin der inklusiven Michaeli Schule Köln, Thorsten Feles, Vorstandsmitglied der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Baden-Württemberg und Eva Wörner, Geschäftsführerin des Lehrerseminars für Waldorfpädagogik Frankfurt. In ihren Ämtern bestätigt wurden die bisherigen Vorstände Stefan Grosse, Hans-Georg Hutzel, Henning Kullak-Ublick und Thomas Lutze-Rodenbusch.

Außerdem entschied sich die Mitgliederversammlung mit überwältigender Mehrheit dafür, den Aufbruch in das zweite Jahrhundert Waldorfpädagogik mit vereinten Kräften in Angriff zu nehmen. Die Zeit bis zum 100-jährigen Jubiläum 2019 soll für einen intensiven Austausch über Antworten auf die großen pädagogischen Herausforderungen unserer Zeit genutzt werden. Auch die pädagogische Grundlagenarbeit innerhalb der Lehrerkollegien sowie der pädagogische Entwicklungsdialog sollen weiter verstärkt werden. Die Beheimatung von Bienenvölkern auf dem Schulgelände gehört ebenso zu den gemeinsamen Vorhaben, damit die Beschäftigung mit Bienen in den einzelnen Klassenstufen altersgemäß in den Lehrplan einfließen kann. Am 19. September 2019 will die internationale Waldorfgemeinschaft mit einem großen Festival im Tempodrom in Berlin und in zahlreichen anderen Städten weltweit das Jubiläum gebührend feiern.

Im Bundeshaushalt des BdFWS, den die Versammlung mit großer Mehrheit billigte, werden die Ausgaben für Lehrerbildung von derzeit 11,579 Millionen EUR auf 12,059 Millionen EUR erhöht. Dieser Beitrag wird durch Umlage aus den Elternbeiträgen der Waldorfschulen aufgebracht und finanziert die elf Vollzeitseminare der Waldorflehrerbildung, den neu gegründeten Campus Mitte-Ost in Leipzig, den Ausbau der Oberstufenlehrerbildung sowie zunehmend Angebote der berufsbegleitenden Weiterqualifizierung an eigens dafür gegründeten Seminaren.

Bei der vorausgegangenen Delegiertentagung der Waldorfschulen stellte Prof. Albert Schmelzer die Frage, welche Lösungsansätze das vor 100 Jahren von Rudolf Steiner entwickelte Konzept einer sozialen Dreigliederung zum Verständnis und zur Bewältigung der drängenden gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit biete. Freiheit sei als das Grundprinzip der individuellen Fähigkeitsbildung zugleich die notwendige Voraussetzung für die kulturelle Entwicklung einer Gesellschaft, die rechtliche Gleichheit der Menschen sei das Grundprinzip der Demokratie schlechthin und ein an den Bedürfnissen von Mensch und Natur ausgerichtetes Wirtschaftsleben sei nur durch assoziative Zusammenarbeit – an Stelle der Profitmaximierung – zu erreichen. Die Waldorfschulen seien aus diesem gesellschaftlichen Selbstverständnis entstanden und trügen eine besondere Verantwortung für dessen Weiterentwicklung.