Hiberniaschule in Herne tritt aus dem Bund der Freien Waldorfschulen aus

Die Schule führt zwei Gründe für ihren Austritt an: Differenzen über die Beiträge, die an den BdFWS entrichtet werden müssen und die »Vereinbarung über die Zusammenarbeit der Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen«, die sie nicht zu »übernehmen« bereit ist.

Der Vorstand des BdFWS bedauert diesen Austritt sehr, der erfolgt ist, nachdem ein intensiver Gesprächsprozess unter Beteiligung des Bundesvorstands, der Landesarbeitsgemeinschaft NRW und der Etatberater des Bundes stattgefunden hatte.

Die »Vereinbarung über die Zusammenarbeit ...« wurde von den Mitgliedsschulen nach einem mehrjährigen Diskussionsprozess mit überwältigender Mehrheit in ihrer mittlerweile 21. Fassung verabschiedet. Dabei wurde vorab festgelegt, dass sie nur in Kraft treten würde, wenn mindestens drei Viertel aller Mitglieder ihr zustimmten. Auf Sanktionen gegenüber Schulen, die sich ihr nicht anschließen, wurde bewusst verzichtet – faktisch handelt es sich um eine Beitrittserklärung, die durch den Abstimmungsprozess von jeder Schule einzeln, aber nicht namentlich, abgegeben wurde. Die Vereinbarung kann auf der Homepage des BdFWS abgerufen werden und bildet einen weitgehenden Konsens der Schulen über ihre Zusammenarbeit ab.

Wenn eine Schule aus dem BdFWS ausscheidet, erklärt sie damit de facto, dass sie die gemeinsamen Aufgaben des Bundes (Lehrerbildung, Namensschutz, Qualitätssicherung, politische Vertretung), nicht mehr für relevant hält und sich nicht mehr als Teil dieser Solidargemeinschaft versteht. Sie erklärt damit auch, keine Waldorfschule mehr zu sein, ganz unabhängig von ihrem pädagogischen Profil. Der Vorstand bedauert das zutiefst, nimmt dies aber zum Anlass, beim Kongress zur Selbstverwaltung im kommenden Herbst ein offenes Gespräch mit den Mitgliedsschulen über das Selbstverständnis des »Bundes« zu führen.

Die Hiberniaschule hatte dem BdFWS gegenüber erklärt, dass sie ab Klasse 7 nur noch 66,6% und ab Klasse 11 nur noch 33,3 % des Bundesbeitrages sowie für Schüler der Kollegstufe keinen Beitrag mehr zahlen werde. Dies wurde damit begründet, dass die Hiberniaschule aufgrund ihres spezifischen Konzeptes (berufliche Bildung) erhebliche Teile der Lehrerfortbildung, der Lehrerausbildung und des Mentorats in eigener Regie gestalten müsse.

Dieser Mitteilung folgte unmittelbar die angekündigte Reduzierung der Beiträge, was in dieser Form von Seiten des Vorstandes und der Kollegen der Arbeitsgemeinschaft in NRW nicht akzeptiert werden konnte.

Zuletzt hatte sich der Vorstand des BdFWS mit der Hiberniaschule darauf verständigt, dass die Etatberater des Bundes den Wunsch auf Reduzierung der Beiträge auf den sachlichen Gehalt hin prüfen und eine Empfehlung aussprechen sollten.

In einem Gespräch, das die Etatberater mit dem Vorstand der Hiberniaschule hatten, wurde vereinbart, dass ihnen Unterlagen zu Verfügung gestellt werden, die es ihnen ermöglichen, die gewünschte Reduzierung der Beiträge sachlich nachvollziehen und befürworten zu können. Dieser Verabredung wurde aber nicht nachgekommen, vielmehr folgte eine Mitgliederversammlung in der Hiberniaschule, in der der Austritt beschlossen wurde.

Quelle: Erklärung des Bundes der Freien Waldorfschulen vom 3.7.2012