Kritik am »Festival für digitale Bildung«

Das »Festival für digitale Bildung« setzt ein völlig falsches Zeichen, so Prof. Ralf Lankau vom »Bündnis für humane Bildung«. »Sein Motto ›Bildung ist Zukunft und Zukunft ist digital‹ läuft auf einen gedanklichen Kurzschluss hinaus«. Der Grund: »Unsere Zukunft ist hoffentlich nicht digital, sondern human und demokratisch.« Bildung müsse immer Menschen in den Mittelpunkt stellen – und auf keinen Fall technische Systeme.

Das »Festival für digitale Bildung« findet am 04. Juli 2018 in Heidelberg statt, organisiert von der Landesregierung Baden-Württemberg. »Eigentlich ist es eine Werbeveranstaltung der IT-Branche, um sich das Geschäftsfeld Schule zu sichern«, kritisiert das »Bündnis für humane Bildung« und die Allianz ELIANT.

Prof. Lankau: »Die Bildungspolitik muss sich endlich von ihrer Fixierung auf den Fetisch Digitaltechnik lösen.« Dieses Festival konzentriere sich einseitig auf digitale Medien für alle Altersgruppen – und ignoriere wesentliche Erkenntnisse moderner Entwicklungspsychologie.

»Lehrer müssen selbst entscheiden, ob und wann sie digitale Medien im Unterricht sinnvoll einsetzen«, so Prof. Lankau, »immer passend zur kognitiven Entwicklung der Kinder.« Daher fordert sein Bündnis mit der Allianz ELIANT, in Europa die Wahlmöglichkeit für digitalfreie Kindergärten und Grundschulen zu erhalten.

»Wir haben europaweit in 38 Sprachen eine Petition zu diesem Thema gestartet«, erläutert Dr. Michaela Glöckler, Kinderärztin und Präsidentin von ELIANT. »Natürlich sehen wir auch die Notwendigkeit, dass Schulen umfassend digitale Kompetenzen vermitteln – aber alles zu seiner Zeit!«

Es gebe so viele kreative Alternativen fürs Lernen, »damit Kinder vor allem realweltliche Bildungserfahrungen machen, wie sie für eine gesunde Gehirnentwicklung das Beste sind.«, so Dr. Glöckler.

»Kinder haben ein Recht auf altersgerechtes Lernen und die Entwicklung des komplexen Zusammenspiels von Kopf, Herz und Hand«, sagt die Präsidentin von ELIANT. Vielfältige Sinneseindrücke in der realen Welt und reiche motorische Erfahrungen seien die entscheidenden Grundlagen, damit Strukturen im Großhirn ungestört reifen.

»Digitale Medien sind Entwicklungs- und Zeitfresser. Sie erzwingen Anpassungsprozesse, die einer authentischen Selbstwirksamkeit zuwiderlaufen«, so die Kinderärztin. Selbstständiges Denken und unternehmerisches Handeln seien jedoch die Voraussetzung, damit Jugendliche später gut mit digitalen Medien arbeiten.

»Schüler in der Grundschule brauchen keine Tablets, sondern Anregungen zum eigenständigen Beobachten und Tun – in der Natur, durch Kunst, Sport und handwerkliches Arbeiten«, argumentiert sie.

Kein Wunder, ergänzt Prof. Lankau, dass gerade IT-Pioniere mit dem Thema in ihren Familien anders umgehen: »Steve Jobs gab strenge Regeln vor – und Bill Gates erlaubte seinen Kindern erst mit 14 Jahren ein eigenes Handy!«

Zur Petition: Für ein Recht auf bildschirmfreie Kitas, Kindergärten und Grundschulen

»Bündnis für humane Bildung«: Hochschullehrer, Wissenschaftler und engagierte Bürger gründeten 2017 das »Bündnis für humane Bildung«, um zukunftsfähige Alternativen zur »digital gesteuerten Lernfabrik 4.0« zu entwickeln. Ihre Überzeugung lautet: Bildung lässt sich nicht digitalisieren! Digitale Instrumente können Bildungsprozesse nur unterstützen.

Website Bündnis für humane Bildung

Allianz ELIANT: 2006 gründeten zehn europaweit tätige Dachorganisationen die »Europäischen Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie« (ELIANT). Die Allianz setzt sich auf verschiedenen Lebensgebieten und Arbeitsfeldern für mehr Lebensqualität und kulturelle Vielfalt in Europa ein.

Website Eliant