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Waldorfschulen: Demokratische Kultur stärken

Nele Auschra

Lehrkräftegewinnung, Qualitätsentwicklung und Demokratiekultur an den Schulen waren die großen Themen der Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS) am 17./18. März in Mannheim. Außerdem wurde ein neuer Haushalt verabschiedet, er umfasst 20,2 Mio EUR, 15,4 Mio EUR davon fließen in die Waldorflehrer:innenbildung an 37 Ausbildungsstätten. Dies entspricht einer Steigerung um 3 Prozent gegenüber dem letzten Haushalt.   

Mit einer groß angelegten Kampagne will der BdFWS ab Juni neue Lehrer:innen für die 253 Waldorfschulen in Deutschland gewinnen. Jährlich sind dort 900 Stellen neu zu besetzen. "Es sind aber nicht nur die Waldorfschulen, bei denen Nachwuchskräfte fehlen - das gilt genauso für die Kindergärten, die Anthroposophische Gesellschaft und die Medizin", betonte BdFWS-Sprecherin Nele Auschra in ihrem Bericht vor den Mitgliedern. Proaktiv und konstruktiv wolle der BdFWS die Anliegen der Schulbewegung in die Öffentlichkeit bringen und so das Interesse der jungen Generation wecken. Auch die sozialen Medien und Plattformen wie Instagram sollen noch stärker einbezogen werden. Die Kampagne hat eine eigene Homepage (waldorf-zukunft.de). 

Eine bedeutende Rolle, so wurde in Vorstandsberichten und Diskussionen deutlich, spielt dabei auch die Qualitätsentwicklung, die mit verschiedenen Projekten umgesetzt wird unter der gemeinsamen Überschrift "Wo Waldorf draufsteht, soll auch Waldorf drin sein". So wurden Themenfelder der Schulentwicklung identifiziert, mit denen jetzt in den Schulen weitergearbeitet werden kann. In diesen Zusammenhang gehört auch das Schutzkonzept hinsichtlich Gewaltprävention und sexuellem Missbrauch, zu dem sich die Schulen im Beschluss vom Mai 2022 verpflichtet hatten. 

Vorstandsmitglied Friederike Gläsener wies auf die große Bereitschaft der Schulen hin, den Beschluss umzusetzen. Insgesamt seien 205 fertige Schutzkonzepte beim BdFWS eingegangen, für die noch fehlenden gebe es einen Zeitrahmen der Fertigstellung. "Das Wichtige dabei ist der Bewusstseinsprozess, der durch den Beschluss in Gang gekommen ist," betonte Gläsener. Kollegien und Elternschaft seien jetzt wacher gegenüber der Problematik, klare Strukturen der Verantwortlichkeit würden geschaffen, die allen Beteiligten im Krisenfall mehr Sicherheit böten. 

Eine Herausforderung sieht der Vorstand des BdFWS in den Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die an einigen wenigen Waldorfschulen für das Auftreten irritierender Haltungen gesorgt hatte. Hier gelte es nach wie vor wachsam zu sein, insbesondere gegenüber dem Versuch von Vertretern rechten Gedankenguts, an den Schulen anzudocken und ihre Intentionen dort umzusetzen. "Das Bewusstsein ist auch hier größer geworden," so Wilfried Bialik, "aber die Schulen brauchen dabei noch mehr Unterstützung - auch über den Arbeitskreis Offene Gesellschaft des BdFWS hinaus". 

Vor diesem Hintergrund wurde ein Projekt "Demokratische Kultur an Waldorfschulen" ins Leben gerufen. Es soll mithelfen, die demokratische Kultur an den Schulen zu stärken und "ein Bewusstsein dafür schaffen, wie Versuche völkisch-nazistischer Vereinnahmung und neurechte Narrative erkannt und abgewehrt werden können", wie Vorstandsmitglied Hans Hutzel betonte. Dazu gäbe es immer wieder Anfragen von Schulen. Deswegen will der BdFWS im Rahmen des Projekts auch eine koordinierende Stelle einrichten, die von der Mitgliederversammlung gebilligt wurde.

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