Corona-Virus: Was sagen die Statistiken aus?
Viele Darstellungen im Internet zeigen den Verlauf der Corona-Virus-Pandemie auf, bezogen auf die Staaten der Welt oder auf einzelne Gebiete. Die Erkrankungszahlen sind aber begrenzt aussagekräftig, solange in Relation zur Bevölkerungszahl der einzelnen Staaten oder Gebiete nicht auch die Testhäufigkeit einbezogen wird.
Darauf weist die Universität Oxford in ihrer Darstellung des Pandemieverlaufs hin.
Die derzeit am meisten genutzte Darstellung des Verlaufs ist die weltweite Karte, die die John Hopkins University in den USA veröffentlicht hat und ständig aktualisiert, sie vermittelt einen Überblick über das Pandemiegeschehen in der ganzen Welt – allerdings nur in absoluten Zahlen der Erkrankten.
Pro-Kopf-Darstellung
Wird die Bevölkerungszahl mit einbezogen, wie dies die Neue Züricher Zeitung (NZZ) in ihrer Statistik tut, ergibt sich bereits ein anderes Bild der Betroffenheit: die Schweiz steht derzeit an der Spitze, gefolgt von Italien. Danach sind Spanien, Österreich, Norwegen, Deutschland, Belgien, Frankreich und die Niederlande am stärksten betroffen. (Stand: 24.3.)
China gehört schon nicht mehr zu den 20 am meisten betroffenen Ländern. Diese Pro-Kopf-Darstellung sei allerdings mit Vorsicht zu genießen, betont die NZZ, weil die Testhäufigkeit in den Ländern sehr unterschiedlich ist. Je mehr Tests durchgeführt würden, desto höher fallen die Erkrankungszahlen aus. Die aufschlussreichen Graphiken der NZZ können nur von Abonnenten eingesehen werden.
Begrenzte Aussagekraft
Einen Überblick über die Ausbreitung des Corona-Virus in den einzelnen Bundesländern in Deutschland bietet das Robert-Koch-Institut. Auch hier wird jetzt nach der Einwohnerzahl gewichtet. An der Spitze steht derzeit (Stand 25.3.) Baden-Württemberg, gefolgt von Bayern, Berlin Brandenburg, Bremen und Hamburg.
Wie die Datenspezialisten der Universität Oxford aber betonen, haben alle diese Darstellungen den entscheidenden Nachteil, dass sie nicht berücksichtigen, wie viele Tests in den betreffenden Ländern oder Gebieten durchgeführt worden sind. So kann es sein, dass Staaten oder Bundesländer, die niedrigere Erkrankungsraten aufweisen, lediglich weniger testen.
Ranking nach Testhäufigkeit
Um zu einem aussagekräftigeren Bild zu kommen, haben die Analysten aus Oxford Daten gesammelt zur Testhäufigkeit der einzelnen Staaten bis zum 20.3. und sie dann auch noch in Beziehung zur Bevölkerungszahl gesetzt. Hier sieht man, dass einzelne Staaten, die mit hohen Erkrankungsraten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl in der Liste stehen, genau diejenigen sind, die auch die meisten Tests durchgeführt haben.
Unter den »Testsiegern« auf den vordersten Plätzen dieses Rankings mit Datenstand 20.3. sind demnach die Färöer Inseln, Island, Bahrain, Norwegen und Südkorea, Slowenien, Australien und Italien.
Mit einer niedrigen Testkapazität habe man kein klares Bild über den Verlauf, auf dessen Basis dann empirisch begründete Entscheidungen getroffen werden können, betonen die Datenexperten aus Oxford. Tests seien auch entscheidend, um die Infektionsrate zu senken. Wenn Menschen nicht wüssten, dass sie infiziert sind, bleiben sie nicht zu Hause und stecken andere an.
Ergänzung durch die Redaktion:
Eine bedeutende Datenquelle stellt auch das European Monitoring of excess mortality for public health action (euroMOMO) dar, das die Gesamtsterberate von 24 europäischen Ländern seit Ende 2015 grafisch aufbereitet.
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