PISA 2018: Deutsche Bildung im Sinkflug?

In der neuesten PISA-Studie glänzen die geprüften deutschen Schüler durch sinkende Leistungen. Zwar rangieren sie bei der Lesekompetenz über dem OECD-Durchschnitt, sind aber in allen Leistungen gegenüber ihren früheren Ergebnissen ins Hintertreffen geraten, auch in der Lesekompetenz. Bei dieser stehen sie neben den chinesischen Spitzenreitern und einigen europäischen Ländern wie Estland, Dänemark oder Norwegen auf dem 20. Platz.

In einem Interview für die tagesschau zweifelt Barz nicht nur die Genauigkeit der Messergebnisse der Untersuchungen an, sondern auch die Vergleichbarkeit der Länderergebnisse. Unter anderem frägt er, inwieweit die Auswahl der schulischen Leistungen repräsentativ für das Bildungssystem eines Landes ist. Stichproben würden in verschiedenen Ländern mit unterschiedlicher Gewissenhaftigkeit erhoben, in manchen werde schlechteren Schülern empfohlen, sich am Tag der Erhebung krank zu melden oder die unterschiedlichen Schulformen würden nicht in gleichem Umfang einbezogen. Außerdem werde die Informationsgewinnung aus Lesetexten bevorzugt, die Interpretation oder Einordnung von Texten jedoch gar nicht in Betracht gezogen. Deutsche Schüler wiederum erlitten dadurch Nachteile, dass sie mit Multiple Choice-Tests nicht so vertraut seien, wie Schüler anderer Länder. Zuwenig berücksichtigt werde außerdem das Ausmaß des Migrationshintergrundes der Schüler in den einzelnen Ländern. Dem Argument, das gegliederte Schulsystem sei in Deutschland schuld an der Zementierung sozialer Unterschiede, hält er entgegen, Länder mit einem Gesamtschulsystem schnitten hinsichtlich der sozialen Segmentierung nicht unbedingt besser ab, ebensowenig wie bei den PISA-Untersuchungen. Schließlich stellt er die Häufigkeit der Untersuchungen in Frage, die zwar viel Steuergeld kosteten und mit hohem bürokratischem Aufwand verbunden seien, aber zu fragwürdigen Ergebnissen führten. (ra)

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