Theater, Film und ganz viel Shakespeare

Petra Plützer

»Wow, what a wonderful week. These young people will be fabulous teachers«, strahlt Steve Rowland nach einer stimmungsvollen open-air Werkstatt-Performance von Szenen aus Shakespeares Macbeth auf dem Schulhof der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe. Er kannte die Waldorfpädagogik nicht, bevor er hierher kam. Jetzt stellt er fasziniert fest, dass sie genau seiner Vorstellung von Leben und Lehrersein entspricht. Steve Rowland, einer der versiertesten Musikdokumentaristen in den Vereinigten Staaten, nahm die Einladung seines alten Collegefreundes Peter Lutzker gerne an, in die Shakespeare-Epoche mit einzusteigen und den Studenten des von Tessin-Lehrstuhls in Sachen Medienpädagogik unter die Arme zu greifen. Die angehenden Englischlehrer spielen Shakespeare, die anderen dokumentieren die Arbeit – und lernen nebenbei die Grundlagen in Sachen Dokumentarfilm. Das war die Idee. Und nicht nur für die Medienleute gab es prominente Unterstützung. Mit Robert McNeer holte Peter Lutzker auch einen Profi in Sachen Theater als Gast an die Stuttgarter Hochschule. Für beide Gastdozenten war es ihr allererster Besuch in der Landeshauptstadt.

»Ich sage Ihnen das jetzt wirklich nicht zum Gefallen, aber diese Arbeit hier ist die bewegendste Zeit, die ich jemals als Lehrer erlebt habe. Diese jungen Leute sind einfach wundervoll. Offen und voller Initiative«, sagt Steve Rowland, der pädagogisch schon viele Projekte betreute. Sich selbst beschreibt er als Producer, Regisseur, Dokumentarist, Lehrer, Klangkünstler, Musikwissenschaftler, Shakespearianer, Fotograf und Radiomoderator. Seine Dokumentationen über Miles Davis und Leonard Bernstein haben den renommierten Peabody-Award gewonnen. Er hat auch als Dozent für Film-und Radio Produktion an der Columbia University, New York unterrichtet. Zur Zeit arbeitet er an einem Filmprojekt über die künstlerische Arbeit mit Shakespeare in Gefängnissen. Denn Shakespeare, davon ist er überzeugt, kann Leben verändern.

»Every mistake is a gift« – diese Grundsatzaussage von Rowland hat Student Olaf besonders gefallen. »Das gibt mir den Mut, frei auszuprobieren und mit der Technik zu spielen«, unterstreicht er. Er studiert Medienpädagogik an der Hochschule und ist begeistert von den beiden hochkarätigen Gastdozenten. Während Robert McNeer die ersten Aufwärm- und Improvisationsübungen mit den Theaterspielern macht, wuseln die Medienleute mit ihren Kameras und Mikros durch den Raum. Ruhig und leise geht Rowland von einem zum anderen, gibt hier einen Tipp, rückt dort eine Kamera zurecht. »Es ist beeindruckend, wie er uns anleitet, die Technik für die Menschen zum Verschwinden zu bringen«, erzählt Olaf und ergänzt: »Steve hat uns aus seiner Arbeit berichtet, wie man sich an gute Fragen heran arbeitet«, denn auch die hohe Kunst des Interviews ist Thema rund um diese Shakespeare-Epoche. 

Das Ergebnis war nicht nur eine schwungvolle Aufführung, bei der die Faszination für Shakespeare bei so viel Spielfreude das kleine, spontan zusammen gekommene Publikum ergriff. Jetzt stehen die Medienleute in den Startlöchern, das Material auszuarbeiten und eine kleine Dokumentation einer ganz besonderen Unterrichtswoche daraus zu gestalten. Auf das Ergebnis kann man gespannt sein – demnächst auf www.freie-hochschule-stuttgart.de