Überraschende Wende im Asylverfahren um afghanischen Waldorfschüler

Die Hälfte der zehnten Klasse sowie der Klassenlehrer Werner Korschinsky hatten Ali Reza ins Gericht begleitet, um ihm bei der zu erwartenden Abweisung der Klage moralisch beizustehen. „Die Verhandlung dauerte eine Stunde. Der Richter befragte Ali zur aktuellen Situation, dabei zeigte sich, dass der Richter sehr gut über den Fall informiert war. Er war begeistert darüber, wie gut Ali schon Deutsch sprach. Nur ab und zu musste der Übersetzer einspringen, als es komplizierter war“, erzählt Alis Mitschüler Johannes Schmid. ach der einstündigen Verhandlung sprach der Richter dann zur großen Überraschung aller den Abschiebestopp aus. Alis Familie lebt schon seit 14 Jahren nicht mehr in Afghanistan, sondern im Iran. Wenn Ali also nach Afghanistan abgeschoben würde, hätte er dort niemanden. In den Iran kann ein Afghane aus Deutschland nicht abgeschoben werden.

Nun ist die ganze Klasse mitsamt den beiden Klassenlehrern Uwe Henken und Werner Korschinsky sehr glücklich. »Ali muss jetzt keine Angst mehr haben, was morgen ist. Er hat eine Zukunft hier. Ich finde, dass er sich das mit der Vorgeschichte auch verdient hat!« so eine Mitschülerin.

Falls der Abschiebestopp doch wieder aufgehoben wird, hat die zehnte Klasse noch einen Notfallplan. Ali möchte eigentlich an der Waldorfschule den Realschulabschluss und danach eine Ausbildung zum Erzieher machen. Sollte aber doch die Abschiebung verhängt werden, wird er in Augsburg eine Lehre zum Konditor machen, obwohl er eigentlich gar nicht Konditor werden will. »Nur, wer eine Ausbildung macht, darf nicht abgeschoben werden. Für die schulische Ausbildung gilt das nicht«, berichtet der Klassenlehrer, der den Kontakt zu einer Augsburger Bio-Bäckerei hergestellt und die Zusage für die Konditorlehre für den Fall der Fälle bekommen hat. Die zehnte Klasse und ihre Klassenlehrer geben also nicht auf.