Waldorfschulen fordern Analogpakt

»Als pädagogischer Dachverband setzen wir uns dafür ein, die Unterrichtshoheit des Lehrers zu wahren, nach der er Lernstoff und Methodik dem Lebensalter der Kinder anpasst, so dass ihre Entwicklung zu selbstständigen Persönlichkeiten gefördert wird. Daraus folgt für uns in den ersten Schuljahren eine analoge, also indirekte, in der Oberstufe dann eine direkte (digitale) Medienpädagogik«, sagt BdFWS-Vorstandsmitglied Franz Glaw, Oberstufenlehrer an der Rudolf Steiner Schule Düsseldorf. »Die Waldorfschulen vertreten eine kritische Position, sind aber dialogbereit und kümmern sich auch selbst um die verstärkte Ausbildung von Lehrkräften in sämtlichen Fragen der Medienpädagogik«, so Glaw weiter.

Dafür fordert der BdFWS von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka auch, dass die freien Schulträger an den Finanzmitteln aus dem Digitalpakt beteiligt werden. »Wir wollen Medien altersgerecht für unsere Schülerinnen und Schüler einsetzen und das bedarf gut ausgebildeter Lehrer. Wenn für die Aus- und Weiterbildung in digitalen Fragen Bundesmittel aufgewendet werden, fordern wir die Einbeziehung der Lehrerinnen und Lehrer an Freien Schulen«, bekräftigt Glaw. Der BdFWS unterstreicht damit seinen gesellschaftlichen Bildungsauftrag, der aber nur wahrgenommen werden kann, wenn die Freien Waldorfschulen als gleichberechtigter Partner neben den staatlichen Schulen stehen und in den Entwicklungen der Schulausstattung berücksichtigt werden, um so für eine Vielfalt im Bildungswesen zu sorgen.

An den Ausbildungsinstituten für Waldorflehrer*innen, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft (Alfter) und Freie Hochschule Stuttgart, wurden jeweils Professuren für Medienpädagogik eingerichtet. Außerdem beschäftigt sich der BdFWS-Arbeitskreis Medienmündigkeit seit vier Jahren mit den pädagogischen Fragestellungen in diesem Kontext und hat 2016 bereits in dritter Auflage den Reader »Struwwelpeter 2.0 – Medienmündigkeit und Waldorfpädagogik« herausgebracht, der unter anderem Lehrplanempfehlungen enthält.

Prof. Dr. Paula Bleckmann von der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, die den Begriff Medienmündigkeit maßgeblich prägte, versteht darunter, dass ein Erwachsener selbst einschätzen kann, welchen Anteil seiner Lebenszeit er überhaupt mit Medien verbringen möchte und Fähigkeiten zur bewussten Nutzung und zur Vermeidung von Nutzungsrisiken erworben hat. Dementsprechend warnt Bleckmann vor einem zu frühen Einstieg der Kinder in die Mediennutzung: »Der sogenannte Early High Tech Hipe schadet den Kindern mehr, als dass er ihnen nutzt«.