YEP. Ein Quellenwunder

Ute Hallaschka

Was die jungen Erwachsenen mit ihren künstlerischen Leitern, Sonnhild und Aurel Mothes erarbeitet haben, ist nicht nur ein Hochgenuss, sondern ein schöpferischer Akt in Bezug auf die Evolution und Evaluation der Eurythmie. Klassik und Moderne erscheinen vollkommen ausgesöhnt miteinander. Aus dem tiefen Vertrauen in den Kräfteorganismus – den Geist – dieser Kunst, wurde ihre Erscheinung ganz neu ans Licht des Tages gebracht.

Was sich darin zeigt, kann man ruhig ein Wunder nennen; man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Oder wie sollte man es sonst bezeichnen, dass einer der Teilnehmer erst kürzlich Eurythmie kennen lernte – nun bewegt er sich über die Bühne, dass jeder Profi vor Neid erblassen könnte. Dass jedoch niemand neidisch wird, sondern man innerlich in die Knie geht, das liegt an der seelischen Energie, aus der hier gearbeitet wurde.

Offenbar und sichtlich zeigen sich alle Beteiligte leiblich informiert von der Realität des Äthers. Es spricht ja absolut nichts dagegen, dass man mit 20 Jahren über zeitgenössische Weisheit der Lebenskräfte verfügt. Dieser aktuellen Vitalität, ihrer Geistesgegenwart entsprechend zuzuarbeiten, ist die eigentliche Kunst der Regie. Was in der eurythmischen Vergangenheit als Sündenfall erscheint – in Fortführung eigener Tradition die Jugendimpulse zu instrumentalisieren – davon kann hier keine Rede sein.

Alles ist neu, wie nie gesehen, doch völlig immanent, aus den Grundlagen gespeist. Ein besonderer Aha-Effekt ist mit den klassisch inszenierten Vor- und Nachtakten verbunden. Allzu oft gesehen als leere Zeitüberbrückung oder unmotivierte Einfälle, werden sie hier plötzlich sachdienlich und sprechend. Aha – so war das also von Rudolf Steiner gemeint. Mit der konkreten Spannung, dem Raum, der sich in der Seele des Zuschauers als Bühne bildet. Diese Einbildung ermöglicht das interessante Schauspiel: sich selbst zu beobachten, wie man in das Geschehen, in seiner prozessualen Gestalt einbezogen und angesprochen wird. Die Kraftwirklichkeit dieser Vor- und Nachbilder ist phänomenal.

Man kann sie nicht alle aufzählen, die einzelnen Wunder. Ein wesentliches besteht darin, dass der gesamte Abend – von selbst geschriebenen und rezitierten Texten der Teilnehmer, über Schubert, Bach, bis Schostakowitsch – zu einem Geschmeide der Stimmigkeit wird. Zwischen den Stücken, sowie den Darstellern und den Musikern. Die  vierzehnjährige Geigerin Lisa Rauchbach ist ein Ausnahmetalent. Seit sie 9 Jahre alt ist, studiert sie an der Hochschule für Musik in Hannover, im Institut für musikalisch Hochbegabte. Doch das musikalische Trio (Klavier: Nikita Kopylov und Cello: Gang Wang) agiert ebenso ausbalanciert wie das Bühnenensemble. Ein wundervoller Abend eurythmischer Harmonie. Hingehen und sehen!

Aufführungstermine unter: www.yep-eurythmie.de