»Das Ende ist mein Anfang«

Stephan Flügge

25 Jahre Jahre reiste er bis 1997 als Spiegel-Korrespondent durch Asien und berichtete wöchentlich vom Einmarsch der Vietcong in Saigon, von den Roten Khmer, Mao und der Kulturrevolution und aus dem intensiven und pulsierenden Leben in Indien, Thailand und anderen Ländern Asiens, immer interessiert an den weniger offensichtlichen Begebenheiten, über die die Weltpresse gewöhnlich berichtete. Tiziano Terzani, geboren in Italien, verheiratet mit einer Hamburgerin, erkrankte an Krebs und »nutzte« diesen Einschlag in seinem Leben zu einer Forschungsreise in das Innere seiner Persönlichkeit, die ihn wiederum zu vielen Reisen durch Asien bewegte.

Schließlich, gegen Ende seines Lebens, bittet er seinen Sohn nach Hause zu kommen, in die Nähe von Florenz, um mit ihm über das Leben in Asien, seine Erfahrungen in dieser Zeit zu sprechen und ihn teilhaben zu lassen an seinen Gedanken zu den großen Fragen des Lebens und Sterbens. Er fordert ihn auf, diese Gespräche zu protokollieren und später auch zu veröffentlichen. Dieses Buch ist unter dem Titel »Das Ende ist mein Anfang« 2008 erschienen und nun mit hochkarätiger Besetzung verfilmt worden. Bruno Ganz und Erika Pluhar leihen neben hervorragenden jungen Schauspielern diesem Film ihr Gesicht.

Dieser Film überzeugt durch den Blick, den die beiden Drehbuchautoren, Uli Limmer – Schülervater an einer Münchner Waldorfschule – und Terzanis Sohn Folco, auf die umfangreichen Gesprächstexte lenken, widerstehen sie doch dem Reiz, ausführlichen Rückblenden aus Zeitdokumenten zu den berühmten Protagonisten dieser Zeit Raum zu geben. Vielmehr konzentrieren sie sich auf die zunehmend dichter werdenden Fragen nach dem Sinn des Lebens, dem scheinbaren Ende durch den Tod.

Dabei entstehen so intensive wie ruhige Bilder, die die Kraft des Lichtes und der Landschaft an Originalschauplätzen der Toskana inhaltlich gelungen einfangen.

Wenn dann noch ein so starker Schauspieler wie Bruno Ganz dazu kommt, der die Rolle des Tiziano Terzani mit solcher Präsenz ausfüllt, selbst kleinste Gesten zum Sprechen bringt, die Entwicklung in diesem kurzen Zeitabschnitt von der noch wachen Anfangsphase hin zu seinem Ende so nachvollziehbar und dicht zeigt und mit den Augen mehr ausdrückt als so mancher andere große Name mit seinem ganzen Können, dann ist das sehr beglückend. Nur selten ist Erika Pluhar heute im Film zu sehen, hier aber überzeugt sie als Ehefrau durch wenige Worte und desto mehr Präsenz und Ausstrahlung. Auch dies sehr beeindruckend.

Eher selten ist heute ein Film solcher Prägnanz, gezeichnet von dem Mut der Autoren, ein scheinbar wenig spektakuläres Gespräch, in Bilder umgesetzt, zu sehen. Eine wirkliche Entdeckung, der man viele Zuschauer wünscht!

Das Ende ist mein Anfang. Drama, Deutschland 2010. Mit Bruno Ganz und Erika Pluhar. FSK: Ohne Altersbeschränkung. 98 Min. Verleih: Universum