In Bewegung

Harfen der Marke Eigenbau

Hannah

Ein weiterer Samstag wird folgen. Mit Jost von Huene, der in seinem ersten Beruf Gitarrenbauer ist, war schnell ein passender Kursleiter für dieses Projekt gewonnen. Insgesamt 18 Instrumente werden unter seiner Regie entstehen.

Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung, in der einzelne Arbeitsschritte kurz wiedergegeben und mittels einer Zeichnung an der Tafel dargestellt wurden,kamen die Teilnehmer:innen schnell ins Arbeiten. Aus den grob ausgesägten Rohlingen aus Kirsche galt es nun, die Form herauszuarbeiten und die Wölbungen mit dem Hohleisen individuell zu gestalten. In kurzer Zeit war der Raum erfüllt von Klüpfelschlägen, Raspelgeräuschen und jeder tauchte ein in eine tiefe konzentrierte Arbeit. Fast unbemerkt wurden die nötigen Löcher für Saiten und Wirbel an der Ständerbohrmaschine gebohrt. Der Erste an der Maschine wurde zum Ausbilder, der den Nächsten anleiten konnte. Spannend zu beobachten war, wie individuell die Herangehensweisen an die Arbeit oder die Auswahl der Werkzeuge waren.

Nach einem schönen gemeinsamen Mittagessen ging es wieder an die Arbeit und langsam wurden die Formen immer deutlicher, genauso wie sich die individuellen Merkmale der Instrumente immer stärker zeigten. Alle Teilnehmer:innen hatten sich in das eigene Instrument eingefühlt und begonnen, auch individuelle Ideen zu verwirklichen. Nach fast acht Stunden intensiver Arbeit waren bei allen Harfen die Formen fertig angelegt. Müde, aber erfüllt von dem Gefühl, etwas geschafft zu haben, wurde noch gemeinsam aufgeräumt.

Zwei Wochen später folgte der zweite Kurstag. Mit dem Ziel vor Augen, bis zum Mittagessen die Oberflächen fertigzustellen, gingen alle frisch ans Werk. Schnell war jeder wieder eingetaucht in seine Arbeit. Es galt, mit der Ziehklinge die letzten Hubbel und Beulen auszugleichen und anschließend systematisch und gründlich in verschiedenen Körnungen das Holz perfekt zu glätten. Teilnehmer:innen, die sich entschieden hatten, die Oberfläche nur zu schnitzen, kamen nun in die entscheidende Phase, das ganze Instrument perfekt zu überschnitzen. Eine wirklich anspruchsvolle Aufgabe!

Wer mit seiner Arbeit soweit war, konnte sich nun für die Art der Oberflächenbehandlung entschieden. Die Mehrzahl entschied sich für das Ölen. Einige besonders Interessierte und Mutige entschieden sich für die Schellackpolitur, eine traditionelle Oberflächenbehandlung, die aus dem Instrumentenbau bekannt ist. An einer Werkbank wurde ein Lackierstandort eingerichtet. Hier wurden die Grundtechniken der Schellackpolitur vermittelt und geübt. Nach einer Grundierung mit dem Pinsel wurden hauchdünne Schichten Schellack mit einem Ballen aufgetragen und poliert.

Nach der Oberflächenbehandlung war nun endlich der Moment gekommen, an dem die Saiten aufgezogen werden sollten. Nun zeigten sich bei einigen Teilnehmer:innen plötzlich die Nerven – so viel Mühe und Arbeit waren in die Instrumente geflossen... Wenn jetzt etwas schiefgeht?! Das ein oder andere Wirbelloch war nicht tief genug gebohrt und manchen drohte der Mut zu schwinden, alles noch zu einem guten Ende zu bringen. Mit letzter Kraft und viel Zusammenarbeit untereinander wurden die Saiten aufgezogen, gestimmt und die letzten Problemchen gelöst.

Am Ende hielten alle eine wundervoll individuell gestaltete Harfe in Händen. Beseelt und glücklich räumten alle am Ende auf und machten sich dann mit dem ersten selbst gebauten Instrument auf den Heimweg, um den gespannt wartenden Kindern ihr Werk zu überreichen.

Diesen Text veröffentlichen wir mit der freundlichen Genehmigung der Schulzeitschrift Kleeblatt der Neuen Waldorfschule Dresden. Die Autorin Hannah besucht dort die 10. Klasse und absolvierte während der Zeit des Harfenbaukurses ein Betriebspraktikum bei von Huene guitars.

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