Der Fuhrmann des Todes

Maja Rehbein

Dieses Buch besteht aus lauter Höhepunkten: Selma Lagerlöfs Erzählung »Der Fuhrmann des Todes«, Gerald Frieses Drama »Der Fuhrmann« sowie drei Geschichten aus »Todes­legenden der Bretagne« von Anatol Le Braz. Rita Süßmuth und Lothar Peinemann haben Einleitungen verfasst, Pim van Lommel ein Nachwort.

Die Zusammenstellung der Texte öffnet neue Türen zum Verständnis. Zum einen wird die lange, tiefgründige Erzählung Lagerlöfs von 1912, mit der sie ihrer Zeit weit voraus war, neu zugänglich gemacht. Frieses Theaterstück transponiert den Inhalt in heutige Sprache,

reduziert und verändert ihn, wobei er sich trotzdem eng an die Vorlage hält. Ein Schuss Humor ist hinzugefügt. Die bretonischen Legenden schließlich, die Ende des 19. Jahr­hunderts gesammelt wurden, haben Selma Lagerlöf zu ihrer Erzählung inspiriert.

»Der Fuhrmann des Todes« ist zwischen Leben und Tod angesiedelt. Durch die künstlerische Darstellung wird eine Brücke zu Nahtoderfahrungen gebaut. Metamorphosen ereignen sich zwischen »Hüben« und »Drüben«, zwischen Legende, Erzählung und Stück. Alle drei

literarischen Gattungen berühren den Leser zutiefst, was auch bei ihm zu Katharsis und seelisch-geistiger Veränderung führt. Der Kardiologe van Lommel schildert in seinem Nachwort, wie sich das Leben nach einer Nahtoderfahrung weiter gestalten kann: Ein Hinübergehen ohne Kampf, wie bei der Heilsarmeeschwester Edith, oder ein Neubeginn wie bei David Holm, der schwere Schuld auf sich geladen hat. Die Verwandlung des Bösen ist ein zentral christliches Thema. In der Gestalt der Edith ist am deutlichsten gezeigt, worum es dabei geht: »Liebt das Böse gut!« 

Selma Lagerlöf / Gerald Friese: Der Fuhrmann des Todes. Die Erzählung – Das Drama – Die Legende, geb., 269 S., EUR 19,90. Verlag Urachhaus, Stuttgart 2011