Technikwesen wollen unsere Freundschaft

Thomas Mayer

Es war für mich ein großer Schritt zu erkennen, dass Naturgeister auch mit der Technik verbunden sind. Dies kam dadurch, dass ich 1996 ein Seminar leitete zum Thema »Leben mit der Technik«. Ich sprach über die historische Technikentwicklung, dann machten wir eine Übung zu folgenden Fragen: Welche technischen Geräte umgeben mich, was nehmen sie mir ab und was geht mir dabei verloren? Jeder schrieb auf und wir tauschten es aus.

Dann kam die entscheidende Übung: »Finde einen Betreuer, ein Naturwesen für eine Maschine Deiner Wahl!« Ich stellte diese Aufgabe, wusste aber nicht, ob sie gelingen würde. Ich nahm den Computer und fragte: »Ist eines der Naturwesen bereit, mich mit dem Computer zu begleiten? Wenn ja, zeig Dich, lass Dich malen, sag Deinen Namen.« Das Erstaunliche war, dass jeder eine solche Wahrnehmung hatte, auch diejenigen, die vorher sagten: »Ich höre und sehe nichts!« Alle malten ein Wesen. Mein Bildchen steht seitdem immer neben meinem Hauptcomputer, darauf ist ein freudiger Kerl, der den linken Arm hebt. Er heißt »Sora Barabam« und antwortete auf meine Frage: »Kannst Du mich begleiten?« mit dem Satz: »Das mache ich doch mit links!«

Seit dieser Zeit begleitet er mich mit dem Computer. Einmal hatte ich ein Computerproblem, er half mir, indem er sagte: »Bleib ruhig, reden wir erst einmal damit!« Jetzt kommt der Punkt: Mit wem reden wir, mit Sora Barabam oder mit dem Computer? Dabei habe ich erfahren, dass sich mit jedem technischen Gerät, sei es eine Waschmaschine, ein Auto oder eine Kaffeemaschine, bei der Produktion ein Naturgeist verbindet, der dieses Gerät solange begleitet, bis es verschrottet wird. Das konnte ich mir vorher nicht vorstellen. Ich dachte, die Naturgeister sind mit Pflanzen und Tieren verbunden, was haben sie mit Technik zu tun? Was hat ein geistiges Wesen mit einer Bohrmaschine zu tun? Das war für mich ein absolutes Schlüsselerlebnis: Jedes Gerät hat ein Naturwesen!

Diese Naturwesen wollen beachtet und geschult werden, so dass sie nicht nur bei dem bleiben, was sie bei der Produktion aufgeprägt bekommen haben. Kurze Zeit später beobachtete ich im Labor, dass ein Student am Rechner saß und dieser abstürzte. Sein Kollege ging an den Rechner, er stürzte nicht ab. Es setzte sich wieder der Student daran und der Rechner stürzte wieder ab. Der Student kam auf mich zu und sagte: »Ich muss Ihnen etwas im Vertrauen erzählen.« Wir gingen in mein Büro: »Ich verstehe die Welt nicht mehr, ich bin zutiefst verunsichert, ich möchte mein Studium der Technik aufgeben.« Ich fragte: »Wieso?«, und er antwortete: »Ich hatte immerzu Probleme mit meinem Computer, immer stürzte er ab. Ich hatte die Nase voll und verkaufte ihn billig an einen Kommilitonen. Bei diesem ist er nicht einmal abgestürzt! Was kann das sein, können Sie mir da helfen?« Ich fragte: »Wie ist Ihre Beziehung zu der Maschine?« und er antwortete: »Ich mag diese Computer nicht.« Das konnte man ihm ansehen. Wir sprachen noch über viele andere Dinge und ich konnte ihn überzeugen, seine Sicht zu wandeln und im Studium zu bleiben. Das war für mich das zweite Schlüsselerlebnis zum Thema Technikwesen, diesmal aus dem Blickwinkel des Menschen. Verschiedenste Leute erzählten mir ähnliche Geschichten und ich registrierte sie. Zum Beispiel: »Ich komme mit der Waschmaschine nicht zurecht«. Ich sagte: »Probiere einmal mit ihr zu reden.« Einige Tage später hörte ich: »Es geht besser!«

Autogeister

Einmal ging ich zu »Huma Ranatal«, einem Naturwesen, das andere Naturwesen ausbildet, und bat ihn: »Ich hätte gerne aus Deiner Schule ein Naturwesen für mein Auto. Ich fahre immer zu schnell und habe ein ungutes Gefühl.« Zack, war schon ein Wesen da, es heißt »Huma Uto«. Ich nahm es mit zu meinem Auto. Da fiel mir ein, ich würde etwas falsch machen, da ist doch schon jemand! Also führte ich ein Gespräch mit dem Autowesen. »Ich bringe Huma Uto mit, ist es Dir recht?« Die beiden rauften sich zusammen und ich hatte zwei Wesen in meinem Auto. Daran hat sich eine lange Entwicklung angeschlossen. Ich bat Huma Uto: »Wenn ich schnell fahre und Du merkst, da ist zum Beispiel hinter der Kurve ein Problem, gib mir bitte ein Signal.« »Ja, wie denn?« Wir verabredeten Zündaussetzer des Motors, »tack, tack, tack«. Einige Tage später auf der Autobahn mit 150 machte es »tack, tack, tack«. Ich bremste und freute mich. Drei Jahre lang ging das so, das war super. Einmal stand ein Laster quer hinter einer Kurve, immer machte es »tack, tack, tack«. Meine Familie und Freunde haben es auch mitbekommen. Manchen konnte ich es erzählen, anderen, die nichts von Naturgeistern wissen wollten, sagte ich etwas von einem Zündproblem.

Da ich viel fahre, verkaufte ich das Auto nach vier Jahren, dachte aber in diesem Moment nicht mehr an »Huma Uto«. Überhaupt nicht mehr, ich hatte ihn ganz aus dem Bewusstsein verloren, ich freute mich nur über das neue Auto. Zwei Tage nach dem Verkauf rief der Käufer an: »Der Motor ist kaputt!« Ich zuckte zusammen, mir fiel alles wieder ein und ich sagte: »Überhaupt kein Problem, ich übernehme die Kosten, bringen sie es in meine alte Werkstatt.« Dort blieb es über das Wochenende. Als ich meine Schlüssel durchschaute, bemerkte ich, dass ich noch einen zweiten Reserveschlüssel für das Auto hatte, den ich vergessen hatte, abzugeben. Ich ging nachts auf den Werkstatthof, setzte mich in das Auto und führte ein langes Gespräch mit »Huma Uto«. Ich sagte ihm: »Das kannst Du nicht machen, das sind doch andere Leute!« Aber ich kam nicht auf die Idee, ihn einfach mitzunehmen, sondern dachte, er gehört zum Auto. Das war unlogisch, was ich aber nicht bemerkte. Als ich wieder ging, hoffte ich, dass »Huma Uto« auf mich hören wird, war mir aber nicht sicher. In der Werkstattuntersuchung wurde nichts gefunden, das Auto ging wieder zu dem neuen Besitzer. Doch dieser rief eine Woche später wieder an und ich sagte noch mal: »Kein Problem, ich übernehme die Kosten.« Doch zwischenzeitlich war ich schlauer.

Ich hatte darüber gegrübelt, wie ich »Huma Uto« von dem alten Auto weg bekomme und das meiner Tochter erzählt. Sie schlug vor: »Wir haben ein Matchbox-Auto das genauso aussieht. Nimm das mit, da kann er hineingehen.«

Ich schlich mich also nachts wieder zur Autowerkstatt, setzte mich in das verkaufte Auto und bat «Huma Uto«: »Geh doch bitte da rein und komme mit in mein neues Auto. Wie wäre das?« Nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl, er geht mit. Am nächsten Tag fand die Werkstatt natürlich wieder nichts. Das Auto ging zu dem neuen Besitzer zurück und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich legte das Matchbox-Auto in mein neues Auto und sagte zu »Huma Uto«: »Von vornherein, so kommunizieren wir nicht mehr! Das machen wir jetzt anders, du bringst mich einfach auf den Gedanken, dass ich zum Beispiel den Traffic-Sender anschalte.« Das sagte ich ganz klar und seither funktioniert das so. Er ist immer dabei, inzwischen gab es zwei weitere Autowechsel.

Ohne Sympathie geht nichts

Wir hatten viele Jahre lang keinen Fernseher. Meine Tochter wollte einen. Bei dem neuen Gerät traten immer wieder Störungen auf und es kam schon dreimal der Entstörungsdienst, fand aber nichts. Ich schaue selbst nicht fern, sondern nur meine Tochter und manchmal meine Frau. Meine Frau sagte neulich: »Rede doch einmal mit dem Fernseherwesen!« Ich antwortete: »Rede doch Du mit ihm, Du sitzt davor.« Ich habe keine Beziehung zu dem Fernseherwesen und dadurch keinen Kontakt. Ich habe bemerkt, dass ich es dann gar nicht richtig versuche, Kontakt herzustellen und mein Herz öffne. Ich lasse mich emotional nicht auf das Gerät ein und lehne es innerlich ab. Zu anderen Geräten habe ich eine positive Einstellung, aber nicht zu Fernsehgeräten. Mein Vater war fernsehsüchtig und das wollte ich niemals werden, das ist das Trauma, das unterschwellig auf mir lastet. Ich bin hier in genau derselben Situation wie der Student, von dem ich erzählt habe. Sympathie ist die Grundstimmung, die nötig ist, um mit den Technikwesen in Kontakt zu kommen.

Technikwesen wollen geliebt werden

Technikwesen wollen gemocht werden. Bei einem Freund schaltete sich der Saunaofen immer bei 65 Grad aus. Wir sprachen mit dem Wesen und erfragten seinen Namen. Bei den unterschiedlichsten Geräten war es immer das Gleiche: Das Gerät will gemocht werden. Sympathie muss da sein und noch besser ist es, wenn man es anspricht: »Du warst heute gut!«, wenn man Danke sagt: »Du hast heute gut die Wäsche gewaschen!«, oder: »Super, jetzt bist Du auf 70 Grad hochgekommen!«

Einmal war ich auf der Autobahn und hatte vergessen zu tanken. Der Motor setzte aus und ich rollte auf den Seitenstreifen. Ich sagte zu »Huma Uto«: »Eineinhalb Kilometer sind es noch bis zur nächsten Ausfahrt und 500 Meter bis zur Tankstelle, bitte hilf, dass das noch möglich ist!« Auf einmal lief der Motor wieder. Ich dachte, das ist doch nicht möglich, der Motor hat doch schon ausgesetzt? Wir sind aber genau hingekommen, nur die letzten zwei Meter zur Tanksäule musste ich schieben.

Eine Teilnehmerin eines Seminars erzählte mir letzte Woche, sie habe eine uralte Spülmaschine. Als ihr Freund sie zum ersten Mal einräumte, ging sie kaputt, doch bei ihr habe sie lange gehalten. Ich fragte: »Was hast Du mir ihr gemacht?« Sie sagte: »Ich habe jeden Tag mit der Maschine gesprochen: ›Toll, dass Du noch hältst!‹ Wir haben kein Geld und können keine neue kaufen.« Ich fragte weiter: »Was hatte Dein Freund vor dem Einräumen gesagt?« Sie erinnerte sich: »Was ist denn das für eine Maschine, die ist ja schon zwanzig Jahre alt, die funktioniert bestimmt nicht mehr richtig.«

Die Technikwesen wollen geliebt und angesprochen werden. Dann versuchen sie, wann immer möglich, das Gerät in seiner Funktion zu erhalten. Wenn das jetzt Allgemeingut würde, das wäre doch Klasse! Dann könnten viele unnötigen Reparaturen und Verschrottungen vermieden werden. Die Technikwesen können nicht die physische Welt außer Kraft setzen, aber Spielräume nutzen.

Hinweis: Dieses Gespräch ist nicht fiktiv und ein redaktionell überarbeiteter Ausschnitt aus dem Buch von Thomas Mayer: Zusammenarbeit mit Elementarwesen 22 Gespräche mit Praktikern, Saarbrücken 2012

Link: www.geistesforschung.org