Philosophisches Bilderbuch

Was sie da wahrnimmt, ist so aufregend, dass sie Schmetterlinge im Bauch spürt. Sie beschreibt, wie man immer nur einen Teil von etwas sehen kann und dass dieser Teil von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. So lernt das Mädchen, dass alles, was an und in ihr ist, besonders sei, weil eben alle Menschen besonders seien. Und man im Zweifelsfall genauer hinsehen muss, um das zu entdecken.

Immer wieder geht das Mädchen in den Wald, um der Frau, die sie die Malerin nennt, zu begegnen. Zusammen betrachten sie die Welt mit geschlossenen Augen, stellen sich Fragen wie „Wie sieht Liebe aus? Wie fühlt es sich an eine Freundin zu haben? Oder eine zu sein?“ Sie üben, zusammen Dinge zu erkennen, ganz ohne sie mit den Augen zu sehen. Die Malerin gibt ihr mit, dass es eine der besten Eigenschaften sei, an Dingen und Menschen interessiert zu sein und dass alles darauf wartet geliebt zu werden. Und das Mädchen ist für diese Begegnung sehr dankbar.

Kobi Yamada beschreibt in dieser Geschichte grundlegende Werte des Miteinanders: Achtsamkeit und Respekt, Zuhören und Anerkennen. Die Werte werden ohne abgedroschene Worte vermittelt. Mit den Bildern von Lisa Hurst wird der Wald zum träumenden Gefährten, die Farben und Linien verwischen und zeigen die Rätselhaftigkeit der Welt.

Das Buch ist ein wenig kitschig und aufgeladen mit «gut gemeint»; es ist ein Buch mit der Haltung älterer Menschen, die sich vorstellen, wie sie den Jungen erklären worauf es ankommt im Leben. Daher ist es fast ein Bilderbuch für Großeltern und nicht für die Enkel; ist es doch sehr pädagogisch gedacht. Aber im Zweifelsfall kann es ein Buch zum gemeinsamen Anschauen und Lesen sein und darüber philosophieren, was das Leben ausmacht.

Kobi Yamada: Erkennen, 48 Seiten, Adrian & Wimmelbuchverlag Berlin 2023, 14,95 Euro.