Ein Entwicklungssachbuch

Benjamin Worel

Wenn ich zu Anfang des Buches auf mehr Fragen hoffte, so durfte ich bald bemerken, dass ich mich verhofft hatte. Denn das Fragen bildet hier das Werkzeug, nicht das Werkstück. Gutes Fragen liefert hier beste Antworten.

Trotz des denkerischen und sprachlichen Geschicks der Autoren glänzen nicht alle Ausführungen auf den ersten Blick. Teilweise wiederholen sie scheinbar Gesagtes oder wirken wie unfertig. Sieht man allerdings genauer hin, beleuchten sie stets von anderen Seiten, verbinden neu und lassen offen, wo Offenheit wesentlich ist.

Dass dieses Buch dem Leser eine Selbstentwicklung ermöglicht, liegt nicht zuletzt an der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens selbst. Das Verdienst der Autoren ist es, dass sie durch ihre Fragemethode das Entwicklungsfeld dieser Idee auffächern: »Wir werden umso besser miteinander umgehen, je besser die Fragen sind, die wir vertiefen.«

Ideen werfen Fragen auf. Die Idee des Grundeinkommens vermag es, wie kaum eine andere, die verborgene Grundsatzfrage der Ökonomie aufzuwerfen: Wie wird Menschliches gefördert, wie wird es gehemmt? Die Grundeinkommensidee hat dieses Vermögen, weil sie die Grundsatzfragen des Individuums – »Wer bin ich?« und »Was ist meine Freiheit?« – mit jenen der Gemeinschaft und damit der Ökonomie verknüpft. Von dieser gedanklichen Bewegung schöpfen die Autoren ihre Kraft, aus ihr heraus wird hier betrachtet, gedacht – und gefragt.

Würde die Ökonomie als Wissenschaft die Methode des Umfragens entwickeln, anstatt sich in steriler Theoriebildung und statistischer Beweisführung zu verrennen, begriffe sie ihre verborgene Grundsatzfrage als eigentlich evidente: Mehr Menschen würden an ihrer Beantwortung teilnehmen.

Daniel Häni, Philip Kovce: Was fehlt, wenn alles da ist? Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt, brosch., 192 S., EUR 19,90, Orell Füssli Verlag, Zürich 2015