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Waldorf diskutiert Schule in Zeiten von KI und ChatGPT

Nele Auschra
Medienpädagoge Prof. Dr. Edwin Hübner auf der didacta 2024: "KI ist geronnene Vergangenheit." (Foto: MM Studio)
Es diskutierten (v.l.n.r.): Jannes Llull, Schüler/ Vorstand der bundesweiten Schüler:innenvertretung der WS, Nele Auschra, Vorstand und Sprecherin des BdFWS und Medienpädagoge Prof. Dr. Edwin Hübner. (Foto: MM Studio)

Edwin Hübner ist kein Technikgegner. Ganz im Gegenteil. Noch heute erinnert er sich gerne an den ersten schuleigenen Rechner, einen Commodore 64 aus den 1980ern. Der Medienpädagoge findet sogar: „Technik kann uns befreien!“ Es sei doch großartig, dass uns Menschen dank Computertechnik und künstlicher Intelligenz (KI) bestimmte stupide Arbeiten erspart blieben. Doch gleichzeitig stellt er auch die Frage: „Können wir mit dieser Freiheit umgehen?“ Dafür brauche es, glaubt der Experte, neben Disziplin und Durchhaltekraft vor allem gute Allgemeinbildung. „Wir müssen unterscheiden können zwischen der Qualität von Quellen, zwischen richtig und falsch.“ Auch müsse man begreifen, dass KI keine echte Intelligenz darstelle – sondern nur „geronnene Vergangenheit“, die auf Wahrscheinlichkeiten basiere.

Stärken der Waldorfpädagogik: Orientierung an menschlicher Entwicklung

Um junge Menschen fit zu machen für eine digitale Zukunft, müssten sie in den ersten Lebensjahren zunächst den eigenen Körper und ihre Sensomotorik ausbilden dürfen. „Erst wenn Kinder mit Werkzeug, etwa einem Schnitzmesser, umgehen können, sind sie wirklich in der realen Welt angekommen.“ Deshalb orientiere sich die Waldorfpädagogik stets an der menschlichen Entwicklung. „Eine große Stärke“, findet der Pädagoge.

Appell an Lehrer:innen: Denkt euch neue Aufgaben aus!

Jannes Llull, Schüler und Vorstand der bundesweiten Schüler:innenvertretung der Waldorfschulen, befragte den Experten zur Auswirkung von KI auf den Unterricht: „Wie sollen Schulen im Hinblick auf KI mit Hausarbeiten umgehen?“ Edwin Hübner sieht die Verantwortung hierfür bei den Lehrer:innen: „ Streicht alle Hausaufgaben, für die man einen Aufsatz schreiben muss. Denkt euch neue Herausforderungen aus, die keine Maschine erledigen kann. Lasst die Schüler:innen mündlich vortragen, lasst sie Erklärfilme drehen – Hauptsache, sie müssen sich wirklich mit der Thematik beschäftigen!“

Das neue Buch von Edwin Hübner heißt: „ChatGPT – Symptom einer technischen Zukunft“, erschienen im Verlag der Pädagogischen Forschungsstelle Stuttgart, ISBN: 9783989570092

Jetzt das Gespräch auf YouTube ansehen (https://www.youtube.com/watch?v=4BiIuUp1ouc&t=101s)

Zum Podcast "Menschen und Medien: ChatGPT und die Schule (https://www.podcast.de/episode/621326909/chatgpt-und-die-schule-im-gespraech-mit-edwin-huebner)

Kommentare

Enno Stresemann, Hamburg,

Um Ihre Aussage über Schüler („Erst wenn Kinder mit (...) einem Schnitzmesser umgehen können, sind sie (...) in der realen Welt angekommen.“) zu komplettieren, schlage ich hier, wie Sie es ja auch bereits richtigerweise benannt haben, mal wieder das Rezitieren von z. B. Frühjahrs-, Herbst- oder Wintergedichten vor! (Ganz ohne KI -)

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