Sie lebt allein mit ihrem immer abwesend scheinenden Vater, denn Catos Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben. Sehr anwesend ist im Gegensatz dazu ihre Nachbarin Cornelia, die sich um den Haushalt von Vater und Tochter kümmert und die Cato nicht ausstehen kann.
Eines Tages findet Cato auf dem Klavier ihres Vaters die Visitenkarte der geheimnisvollen Frau Kano, die im alten Kino des Dorfes Filme zeigt: «Filme, die nirgends laufen, aber die du schon immer sehen wolltest.» Cato folgt ihrer Neugier, die beiden lernen sich kennen und Cato kommt hinter das Geheimnis: Frau Kano ist Zeitreisende und ermöglicht Kinobesucher:innen kurze Besuche in eigene Erinnerungen. Diese Begegnung setzt einen aufwühlenden Prozess in Gang, an dessen Ende alles anders ist als zuvor. Denn Cato lernt nicht nur die Menschen um sich herum neu kennen, sondern muss am Ende auch entscheiden, ob sie mutig genug ist, sich einen geheimen Wunsch zu erfüllen: einmal ihrer Mutter zu begegnen.
«Cato und die Dinge, die niemand sieht» erzählt über die Möglichkeit des Zeitreisens eine einfühlsame und packende Geschichte der Reise zu sich selbst. Ganz abseits von Sci-Fi-Fantasien begleiten die Lesenden Cato dabei, wie sie ihre Sicht auf die Menschen um sich herum hinterfragt, während sie nach und nach in deren Erinnerungen eintaucht. Diese sehr vulnerablen Momente sind mit großer Empathie, aber auch emotionaler Wucht geschildert. Catos anfängliche Wut auf ihren schweigenden Vater und die starke Abneigung gegen Cornelia wandeln sich langsam in einen offeneren Blick auf die Welt und erzählen zugleich von Catos Einsicht, dass auch Erwachsene seelische Wunden haben können. Ein sehr fesselndes, aber auch aufwühlendes Buch, das die großen Themen Identität, Trauer und Erwachsenwerden für die eigene Reflexion öffnet und zugleich Mut macht, sich diesen zu stellen.
Yorick Goldewijk: Cato und die Dinge, die niemand sieht. Aus dem Niederländischen von Sonja Fiedler-Tresp. 237 Seiten. Verlag Dragonfly – Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland. 2024. 15 Euro.
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