Es war schockierend, dass kurze Zeit nachdem wir sie eingeweiht hatten, die Gedenkstelle in der Nacht auf den 29. Mai 2024 zerstört wurde. War sie doch erst neun Monate zuvor unter großer Beteiligung zivilgesellschaftlicher Vertreter:innen von Parteien, Stadt, Kirche, der jüdischen Gemeinde und der Schulgemeinschaft eingeweiht worden. Unbekannte rissen das Kernstück der Gedenkstelle, die Namensstele, aus einer Verankerung und beschädigten auch die Skulptur. Mittelstufenschüler:innen entdeckten am Morgen die Tat und Eltern riefen die Polizei, die die Tat als politisch motiviert einstufte und zur Anzeige brachte. Die entrissene Namensstele war glücklicherweise nur hinter die Turnhalle der Schule gebracht worden. Der Minderheitenbeauftragte des Ministerpräsidenten, Johannes Callsen, erschien sofort am nächsten Morgen, um sich zu informieren und überbrachte ein Statement des Ministerpräsidenten. Die in den lokalen Medien rasch verbreitete Meldung führte zu einer Welle der Anteilnahme und zu einem gesteigerten Bewusstsein der Flensburger:innen für die Gedenkstelle. Selbst überregional fand die Meldung Beachtung, sie wurde im Stern, in der Zeit sowie in der Süddeutschen gedruckt.
Die schulische Aufarbeitung des Vorfalls begann wenige Tage darauf mit einer Veranstaltung für die Oberstufe unter der Beteiligung des Bürgermeisters sowie eines Vertreters des Landesverbandes der Sinti und Roma aus Kiel. Im Anschluss fand ein Treffen der Projektgruppe statt, an der sich unter anderem Oberstufenschüler:innen und Parteivertreter:innen beteiligten, um ihre Ideen und Kräfte einzubringen. Im September 2024 wurde dann die wiederhergestellte Gedenkstelle mit einem Festakt eingeweiht. Es sprachen unter anderem die Schirmherrin des Projektes und ehemalige Oberbürgermeisterin Flensburgs Simone Lange, der stellvertretende Stadtpräsident Pelle Hansen und der Leiter des Landesverbandes der Sinti und Roma Matthäus Weiß. Anschließend wurde die Namensstele enthüllt und die Namen der 44 Deportierten verlesen. Rolf Schlotter, der stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein, betonte in seinem Grußwort, dass das Gedenken ein Akt der Menschlichkeit sei. «Neben dem Ort der Erinnerung ist nun auch wieder ein Ort der Hoffnung entstanden - aus Liebe und Respekt gegenüber jedem einzelnen Menschen». Die Anwesenheit von rund 60 jungen und alten Menschen sei ein lebendiger Beweis für eine engagierte Zivilgesellschaft, die Hass und Rassismus entschieden entgegentrete.
Ausgabe 03/25
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