Während Code of Conduct übersetzt wird mit Verhaltenskodex – also wie wollen wir miteinander umgehen, welche Regeln sollen für uns gelten, was braucht unser Organismus, damit wir gut miteinander klarkommen, wird der andere Begriff mit Hemmungen und Gleichgewichte übersetzt. Er kommt aus der Politik und steht ursprünglich für ein System der staatlichen Gewaltenteilung zur Erhaltung von Kontrolle und Gleichgewicht zwischen den Organen. Es lohnt sich hier, einmal genauer hinzuschauen, wenn wir darüber in unseren Zusammenhängen sprechen. Geht es vornehmlich um gegenseitige Kontrolle?
Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) hat die juristische Körperschaft eines gemeinnützigen Vereins, der Souverän ist dort die Mitgliederversammlung. Hier werden die wesentlichen Entscheidungen getroffen, die alle Mitgliedseinrichtungen betreffen, sowohl inhaltlich als auch wirtschaftlich. Sie wählt den Vorstand, der eine Menge an Aufgaben wahrnimmt und Entscheidungen vorbereitet. Als Beratungsgremium ist ihm die Bundeskonferenz zur Seite gestellt, deren Mitglieder aus den Regionen entsandt werden.
Um zu tragenden Entscheidungen zu kommen, müssen sich alle gut vorbereiten. Dazu treffen sich die genannten Bundesgremien in regelmäßigen Abständen. Hier werden Themen definiert und Aufgaben formuliert. Es wird sorgfältig recherchiert, auch mit Fachmenschen, und Bedarfe, auch Finanzen betreffend, werden ermittelt. Für manche Projekte gibt es Evaluationen, die dabei helfen, noch präziser weiterzudenken oder Entwicklungen, die unerwünscht sind, entgegenzuwirken. Komplexer wird es auch durch formale und rechtliche Unterschiede in den Bundesländern. Immer wieder ist die Rückkopplung zum einzelnen Schulträger oder zum direkten Mitglied notwendig. Diese vielen Prozesse gelingen, wenn Rollen und Aufgaben klar verteilt sind und der Kommunikationsfluss sichergestellt ist. Doch selbst, wenn alles verabredet ist, ist ein ständiger Check notwendig, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, ob die notwendige Transparenz gegeben ist und vor allem, ob den Prozessen noch vertraut wird.
Ein Code of Conduct für die Bundesgremien könnte Klarheit schaffen. Denn so entstünden die notwendigen Verabredungen, die es braucht, damit Vertrauen entsteht. Dieser Verhaltenskodex kann von allen Beteiligten entwickelt werden, damit alle Bedürfnisse und Interessen einfließen können. Wichtig ist, genau wie in den Schutzkonzepten der Schulen, die Partizipation. Auch für den Fall, dass Regeln missachtet werden, können so Handlungen verabredet werden. Das gemeinsame Arbeiten an wesentlichen Themen für alle Schulen im BdFWS empfinde ich als großes Geschenk, daher lohnt es sich, dafür tragfähige Absprachen zu treffen.
Ausgabe 07-08/24
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