Film

Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen - ab 12

Kolumne Knilli

Ob beim mürrischen Fotografen – der bei der Aufnahme des Klassenfotos sich selbst und den historischen Fotoapparat mit einem schwarzen Tuch bedecken muss – oder im Kino, Timms Lachen ist einmalig und herrlich ansteckend! Und das, obwohl das Leben dem zwölfjährigen Jungen schon übel mitgespielt hat. Erst hat er die Mutter verloren, jüngst auch noch den Vater. Timm lebt mit Stiefmutter und Stiefbruder in ärmlichen Verhältnissen, obendrein piesacken die beiden ihn. Mit dem geliebten Vater war Timm immer auf der Pferderennbahn gewesen. Mit ein wenig Glück kann man es beim Pferdewetten nämlich schnell zu etwas Geld bringen! Das will Timm jetzt auf eigene Faust versuchen. Am Rennplatz spricht ihn unverhofft ein Herr mit Zylinder und schmeichlerischer Redensart an: Baron Lefuet, der reichste Mann der Welt. Lefuet macht Timm ein haarsträubendes Angebot. Wenn Timm ihm sein Lachen verkauft, wird er in Zukunft jede Wette gewinnen. Was der Junge noch nicht weiß: Hinter der dunklen Sonnenbrille leuchten die Augen des Barons gelb. Lefuet (lest seinen Namen einmal rückwärts!) kann noch so sehr die Mundwinkel nach oben ziehen, es kommt kein Lächeln über seine Lippen.

Timm ist erst misstrauisch, willigt schließlich aber doch ein. Und Potztausend, – beim Pferdewetten wandern just dicke Geldbündel in Timms Taschen. Timm kann alle Schulden der Stiefmutter bezahlen. Selbst außerhalb des Rennplatzes gewinnt er jede Wette, auch wenn sie noch so abwegig ist. Aber der Erfolg hat einen hohen Preis, Timm ist nicht mehr er selbst. Er gerät mehr und mehr unter den Einfluss des Barons und verliert jede Lebensfreude. Seine Freunde, Ida, das Mädchen aus der Bäckerei, und Kreschimir, der Barkeeper vom Grandhotel, sinnen auf eine List, um Timm aus dem unheilvollen Pakt mit Lefuet zu befreien!

Mit Humor und Raffinesse zaubert Regisseur Andreas Dresen eine Filmfabel frei nach James Krüss. Der Film spielt in den schmalen Gassen der Armen, auf der überfüllten Pferderennbahn, im prunkvollen Grandhotel und in Lefuets futuristischer Konzernzentrale. Ausstattung und Kostüme sind im Stil der 1920er-Jahre gehalten, gleichwohl lässt Dresen den gierigen Baron mit einem klobigen Mobiltelefon telefonieren. Lefuet zu seinen Geschäftspartnern: «Das hier ist übrigens mobile Kommunikation, die Zukunft des Bösen.» Seine uniformierten Mitarbeiter sitzen vor transparenten Laptops. Und die beiden tollpatschigen Dämonen, die der Baron auf Timm ansetzt, können sich in 3-D-animierte Ratten verwandeln – sehr vergnüglich. Regisseur Dresen nutzt Spezialeffekte als Würze für seine Fabel, nicht als Selbstzweck. Last but not least: Alle Darsteller:innen im Film, die Kinder wie die Erwachsenen, spielen fabelhaft!

Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen von Andreas Dresen (D 2017, 98 Minuten). Als DVD, Blu-Ray-Disk und im Streaming erhältlich (geeignet ab zwölf Jahren).

Bitte beachten Sie die Kurze Anleitung für einen gelungenen Filmnachmittag.

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