«Bitte?» «Die Mühle, her damit!»
«Erlauben Sie mal, was fällt Ihnen ein, mich so anzuschreien? Wer sind Sie überhaupt?» Die Großmutter schiebt die Brille auf die Nase: «Der Räuber Hotzenplotz?» «Genau der! Und jetzt her mit der Kaffeemühle und bitte keine Faxen, das mag ich nämlich nicht!» Hotzenplotz schnappt sich die Mühle und ist auf und davon. Bis 999 muss die Großmutter zählen, bevor sie um Hilfe rufen darf.
Der Film nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Otfried Preußler ist eine waschechte Kasperl-Geschichte, genauer gesagt, eine Kasperl-und-Seppel-Geschichte. Die beiden Freunde haben die klingende Kaffemühle selbst gebastelt und der geliebten alten Dame zum Geburtstag geschenkt: der pfiffige, mutige Kasperl mit der roten Zipfelmütze und der feinfühlige Seppel mit dem grünen Trachtenhut, der sich schon mal die Augen zuhalten muss, wenn es gar zu aufregend wird. Keine Frage: Die Jungen müssen Großmutters tönende Kaffemühle zurückerobern! Kasperl und Seppel ersinnen eine List, wie sie die Höhle des gefürchteten Räubers ausfindig machen. Und das Abenteuer beginnt!
Wie im Kasperltheater ist das Abenteuer bevölkert von markanten Charakteren: Da ist der Räuber Hotzenplotz, ein wilder Geselle mit kindlichem Gemüt. Sein Markenzeichen sind der struppige Bart und ein schwarzer Schlapphut, in dem drei bunte Federn stecken. Hotzenplotz trägt stets eine geladene Pfefferpistole und sieben Messer am Gürtel. Da ist der irre Zauberer Petrosilius Zwackelmann, der mit seinem Zauberstab schier alles vermag, außer Kartoffeln schälen. Und da ist der behäbige Wachtmeister Dimpfelmoser, freundlich, aber etwas schwer von Kapee. Eine verwunschene Fee und sogar ein Krokodil kommen vor!
Ein großartiges Ensemble erweckt die Charaktere zum Leben, kurzweilig und humorvoll inszeniert von Regisseur Michael Krummenacher. Das Drehbuch von Matthias Pacht folgt dem Original von Preußler, ergänzt es um ein paar geglückte Szenen. Das Szenenbild und die Kostüme sind liebevoll gearbeitet, inspiriert von den Original-Illustrationen von F. J. Tripp. Die Spezialeffekte sind maßvoll eingesetzt, sie dienen der Geschichte. Kurz gesagt, der Film macht auch Freude, wenn man das Kinderbuch gut kennt.
Auch wenn es zwischenzeitlich spannend zugeht, am Ende steht ein Happy End: Kasperl und Seppel sitzen mit Großmutter im Garten, es gibt Pflaumenkuchen mit Sahne, aus der Kaffeemühle ertönt die heitere Melodie. Ein Film für die ganze Familie, geeignet für Menschen von zehn bis 100 Jahren.
Anlass für diese vierte Verfilmung des Kinderbuchklassikers von Otfried Preußler war das 60-jährige Jubiläum des Erscheinens des Originals. Den aktuellen Film kann man auf DVD und im Streaming ansehen.
Der Räuber Hotzenplotz von Michael Krummenacher (D / CH 2022, 106 Minuten).
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