Schule als Lern- und Lebensraum sollte optimale Bedingungen bereitstellen, sowohl was die äußere Hülle angeht, als auch was die pädagogisch-soziale Qualität betrifft.
Das Münchner Lernhauskonzept, entwickelt von dem ehemaligen Münchner Bildungsreferenten Rainer Schweppe, ist ein derzeit vielgelobtes Projekt, das sich an den Bedürfnissen der Lehrenden, der Schüler:innen, aber auch denen der Eltern orientiert und dem Konzept Ganztagsschule gerecht wird. Freundliche, offen und mit natürlichen Materialien gestaltete Räume, Spiel- und Ruhezonen für die Grundschüler:innen, Chill- und Chaträume für die Oberstufenschüler:innen machen Ganztagsschule angenehm und einladend. Ganzheitlich gedacht, professionell gemacht und in der Praxis erfolgreich umgesetzt.
Das alles finden wir an den Waldorfschulen in Deutschland doch schon lange vor – oder? Sind es nicht die liebevollen Details der Gestaltung, die die pädagogische Arbeit der Lehrer:innen unterstützen, also Architektur, Raumgestaltung, Farbkonzepte und ökologisch gestaltete Außenbereiche?
Die Erfahrung an den Waldorfschulen zeigt seit einigen Jahren, dass die innere Qualität der Waldorfpädagogik, das Schulkonzept, der individuelle Blick auf das Kind bei den Neuanmeldungen immer mehr in den Hintergrund tritt. Eine schöne Atmosphäre und die Zugewandtheit treten mehr in den Vordergrund. Dennoch verlassen einige Eltern und Jugendliche die Schule nach einigen Jahren.
Um an einer Waldorfschule einen Lern- und Lebensraum zu gestalten, der allen Bedürfnissen gerecht wird, gibt es aus meiner Sicht daher noch einiges zu tun. Wir müssen uns den neuen Alltagsfragen stellen und diese neu beantworten.
Wie muss die Waldorfschule der Zukunft aussehen? Wie werden alle Bedürfnisse der Lehrenden, der Schüler:innen und der Eltern angemessen berücksichtigt? Das Ziel ist es, die äußeren genauso wie die inneren Bedingungen zu schaffen.
Das Lernhaus-Konzept ist ein gutes Beispiel für neue Formen der äußeren Gestaltung und Schaffung von Freiräume. An vielen Waldorfschulen sollten wir einige dieser Anregungen aufgreifen und bestehende Konzepte neu denken. Damit unsere Schulen auch in den nächsten Jahrzehnten nichts von ihrer Strahlkraft verlieren, wird es klug sein, die innere Gestaltung von Freiräumen durch Entwicklung von Qualitäten in der waldorfpädagogischen Arbeit zu befördern. Lassen Sie uns Waldorfschule zu Lern- und Lebensorten machen, die auf die Herausforderungen der Zukunft die richtigen Antworten geben!
Ausgabe 01-02/24
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