Ein optisch reizvolles Konzept, das den beiden Trickfilmkünstler:innen Hélène Giraud und Thomas Szabo erlaubt, mit geringem Aufwand pfiffige kleine Geschichten aus dem Alltag der Krabbeltiere zu erzählen. Die Gestalt der Tierchen ist schlicht in der Form und kräftig in der Farbe – ein spannender Kontrast zu den naturalistischen Dekors. Die für Insekten typische, starre Mimik ist erhalten, einzig die Äuglein rollen und die Mäulchen klappen. Gesprochen wird nicht. Es zirpt, brummt, sirrt und summt. Obendrein werden die Bewegungen der Flügel und Beinchen mit kuriosen Geräuschen vertont. Der humorvoll zugespitzte Ton samt Natur-Atmosphären und lakonischer Filmmusik, die künstlerisch gewitzte Kameraführung, der rhythmisch präzise Schnitt, die pointierten Drehbücher: Kinematographisch sind die Kurzfilme das pure Vergnügen.
Den Macher:innen gelingt es bravourös, den digital erzeugten Winzlingen eigenwillige Charaktere einzuhauchen und uns die Welt aus ihrer Perspektive zu zeigen. In Schluckauf (Hoquet) peilt eine träge Heuschrecke jeden ihrer Zielpunkte penibel an. Dazu muss sie die beiden Bilder ihrer seitlich platzierten Glubschaugen abgleichen. Jeder Sprung wird von herrlich drastischen Federwerk-Geräuschen begleitet. Als sie im Himbeerstrauch landet und lustvoll zu naschen beginnt, ereilt sie ein Schluckauf und prompt gerät sie aus dem Takt!
Oder Zikade aus Brasilien (Cigale de Brasil): Ein altes Radio auf einem Gartentischchen spielt Samba-Klänge. An der benachbarten Pinie schlüpfen zarte Zikaden aus ihren Eiern. Die Kleinen stimmen sofort das sommerlich monotone Unisono-Konzert an, bis auf eine, deren Ei vom Baum gefallen und vor das tönende Radio gepurzelt ist. Kaum geschlüpft, lässt sie sich vom brasilianischen Tanz inspirieren. Flott und rhythmisch klingt ihr Zirpen. Die Geschwisterchen finden den neuen Sound befremdlich und schwirren davon. Und nun? In Nudel-Schlacht (Nouille) gieren zwei Fliegen nach einer auf einem Teller übrig gebliebenen Spaghetti. Einer der beiden gelingt es, die Nudel zu schnappen und damit abzuheben. In einer rasanten Verfolgungsjagd kreuz und quer durch die Küche machen sie einander die Nudel abspenstig, bis die leckere Beute zu Boden fällt. Da kommt die schlaue Spinne ins Spiel und weiß das unhandlich lange Ding zu packen! Knapp hundertachtzig solcher vergnüglichen Kurzfilme sind Giraud und Szabo eingefallen.
Ein Film dauert vier bis sechs Minuten. Ich empfehle Minuscule für Trickfilm-Interessierte ab zehn Jahren. Die Serie ist als DVD-Edition und im Streaming erhältlich. Die abendfüllenden Kinofilme: Die Winzlinge – Operation Zuckerdose und Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik sind für Kinder weniger geeignet.
Im Bereich Medien auf der Webseite der Erziehungskunst können Sie alle bislang veröffentlichten Filmempfehlung für Kinder und Jugendliche nachlesen.
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