Eine Reise

Wir sitzen an einem warmen Sommertag im Halbschatten am Wasser. Die Kinder haben die Hosen hochgekrempelt, sanfte Wellen umspülen ihnen die Füße, unser Baby krabbelt im Schatten eines Baumes auf einer Decke und um uns herum schwirren geschäftige Bienen und ein gelber Zitronenfalter.

Auf dem Wasser fährt ein großes Schiff vorbei, von den Kindern bejubelt, als hätten sie ihren Lebtag nichts Aufregenderes gesehen. Fehlt nur noch das weiße Taschentuch, mit dem sie dem Schiff zuwinken.

Mein Mann schaut nach dem Baby, das erste Planschversuche im Wasser macht, die beiden Großen sammeln Glitzersteine, Muscheln und Stöcke. Sie bauen Burgen, legen Gräben und unterirdische Gänge an, beobachten Insekten und pflücken winzige Blumensträuße.

Ich nutze diese ungewohnt freien Minuten, greife nach meinem Buch und lese … Eine Seite. Eine zweite. Und sogar eine dritte.

Dann erst will wieder jemand etwas von mir und ich kehre zurück in den Kreis meiner Familie, zurück in den schönen Familiensommertag. Die Kinder wollen Eis essen. Mein Mann möchte die Gegend erkunden. Wir packen unsere Sachen und erweitern unseren Radius. Die Kinder sind glücklich, nehmen das Baby in die Mitte, laufen voraus.

Ein Sommertag.

Wunderschön und irgendwie vollkommen.

Ob wir mit dem Zeppelin geflogen sind? Ob wir ein Schloss besichtigt haben? Ob es uns ins antike Griechenland verschlagen hat oder ins geschichtsträchtige Rom? Oder gar auf meine Kanareninsel?

Nein. Eigentlich sind wir nur ein paar Minuten gefahren und haben uns ein schattiges Plätzchen am Rhein gesucht, haben unsere Picknickdecke ausgebreitet und uns fernab des städtischen Trubels einen Tag lag eine Auszeit genommen.

Zur Autorin: Malin Frey hat 2010 ihr Abitur an einer Waldorfschule gemacht und Erziehungswissenschaft studiert. Sie schreibt leidenschaftlich gern, arbeitet aktuell an ihrem ersten Kinderbuch und hat es sich zur Aufgabe gemacht, via Social Media die Notwendigkeit von Kinderbüchern und des Vorlesens zurück in den Familienalltag einer jeden Familie zu bringen.