in diesem Raum künstlerisch arbeiten konnte und durfte. Wunderbar doppeldeutig seine Wortwahl, dieses «dahinter»: aus der Mittelstufe aufgestiegen in die Oberstufe, aus dem seelisch künstlerischen Erleben in ein zunehmend freilassendes künstlerisches Schaffen, in einem Raum, wo alles «Denkbare» möglich ist, in dem man als Schüler:in ausprobieren kann und scheitern darf, in dem die Anwesenheit eines «Geistigen» dahinter nicht verstellt wird durch irdische Anforderungen und Prüfungsbedingungen.
Hauke beschreibt den Weg durch die Klassen in fünf Clustern. Zu den gehören die Bereiche Identität, Performance, Farbe und Architektur. In Cluster 4 «Farbe» geht Hauke beispielsweise sehr feinfühlig auf die aktuelle entwicklungsmäßige Situation der Jugendlichen ein und stellt resümierend fest, dass das «Wesen der Farben», wie Rudolf Steiner es in seinen 3 Farbvorträgen (GA 291) skizziert hat ein heute unerreichbares Niveau darstelle. «Gegenstandslose Farberfahrung» sei nur schwer zugänglich.
Hauke formuliert er im Gespräch, das künstlerisches Schaffen wie in der Gegenwartskunst eben nicht bei Franz Marc ende und Kunst sei auch nicht nur schmückendes Beiwerk. Sie gehöre essentiell zum Leben.
Hauke hat ein umfassendes didaktisches Werk für den Kunstunterricht geschaffen. Es stellt eine Momentaufnahme dar, macht aber auch auf jeder Seite deutlich, dass es das «Jetzt» ist, auf das es ankommt, der Moment der Begegnung zwischen Schüler:in und Lehrkraft. «Sich mit dem eigenen Leben verbinden» oder anders ausgedrückt, zu reifen, um sich selbst erziehen zu können, das ist das Leben in Freiheit. Fazit: Ein wunderbares, ideenspendendes Buch, eindrucksvoll layoutiert, absolut lohnend zu lesen.
Henning Hauke: Mit dem Leben verbinden. Autonome und sensible Prozesse in der Kunstpädagogik, 235 Seiten, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2023, 38 Euro.
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