Nüchtern und informativ führen die Beiträge dieses Handbuchs in die aktuelle Dynamik der seit 1995 immer stärker verbreiteten Suchtkrankheit ein. Der Herausgeber widmet sich seit 2010 in der von ihm geleiteten Therapiestation für suchtabhängige Kinder und Jugendliche »Teen Spirit Island« in Hannover mit besonderer Aufmerksamkeit der Computer- und Internetsucht. Eine interdisziplinäre Autorengruppe gibt Einblicke in Lebensbereiche betroffener Kinder und Jugendlicher. Nach einem Überblick über die aktuellen Nutzungsdaten wird durch einen Beitrag von Gerald Hüther der Einfluss der Computer- und Mediennutzung auf das sich entwickelnde Gehirn beschrieben. Im Hauptteil werden Fallbeispiele geschildert und die Themen »Online-Rollenspiele« und »Internet-Pornographiekonsum« aufgearbeitet. Es ist offenbar notwendig, bis in Einzelheiten hinein über die damit verbundenen Abgründe zu informieren, damit das Ausmaß der Probleme in den Seelen der Betroffenen sichtbar wird. Der Schlussteil des Buches ist den Therapieansätzen und der Prävention gewidmet. Hier ist mir besonders die Initiative von Christine und Christoph Hirte aufgefallen, die ihre Ohnmacht und Scham als Eltern eines internetsüchtigen jungen Erwachsenen in die Gründung einer inzwischen bundesweit aktiven Elterninitiative gewendet haben. Mit ihrer Netzwerkarbeit, die unter www.aktiv-gegen-mediensucht.de im Internet präsent ist, stellen sie sich gegen die Interessen einer breiten Front von Computerspielherstellern und anderen Medienproduzenten, die mit der Sucht der Kinder und Jugendlichen rechnen, um ihren Umsatz zu steigern.
Christoph Möller (Hrsg.): Internet- und Computersucht. Ein Praxishandbuch für Therapeuten, Pädagogen und Eltern. brosch., 282 S., EUR 32,–, Kohlhammer, Stuttgart 2012