Ausgabe 07-08/23

Hartweiches Gold: Bienenwachs

Heidi Käfer
Heidi Käfer
Bienenwabe aus dem Garten in der Wagenburgstraße 6.

Sowohl die Eigenschaften des Wachses als auch die Baukunst der Bienen sind genial, da könnten alle menschlichen Architektinnen und Bauherren neidisch werden: Für die Produktion des Wachses kommen Bienen ordentlich ins Schwitzen. Sie besitzen Drüsen, die kleine Wachsplättchen absondern. Dies ist der Baustoff für ihre Waben. Das Wachs besteht unter anderem aus langkettigen Estern, die auch in anderen natürlichen Wachsen vorkommen, verschiedenen Säuren, gesättigten Kohlenwasserstoffen und speziellen Aromastoffen. Die ausgeschwitzten Wachsplättchen sind zunächst weiß, durch die Aufnahme von Pollen bekommen sie dann ihre charakteristische gold-gelbe Farbe.

Naturbelassene Materialien werden in der Waldorfpädagogik als besonders geeignet für das Spiel und die Entfaltung der Fantasie angesehen. Dazu zählen etwa Holz, Steine, Heu oder Moos. Eine Wurzel, unverändert in ihrer Form, kann in der Fantasie eines Kindes zur Schlange, zum Schiff oder zum Staubsauger werden.

Bienenwachs ist, was es ist, ebenso wie die Wurzel oder ein Stück Holz. Ganz im Gegensatz zu Kunststoffspielzeug, das oft die Illusion erzeugt, etwas zu sein, was es eben nicht ist. Man denke etwa an ein Stück Plastik in Form eines Baumes. Besonders am Bienenwachs ist, dass die Kinder sich mit der Eigenschaft eines natürlich entstandenen Materials auseinandersetzen, das bei 20 Grad knochenhart ist und durch Wärme und Mühe geschmeidig wird. Das ist eine Erfahrung an der Realität.

Bienenwachs duftet wunderbar. Nicht nur der Tast- und Sehsinn sind aktiv, sondern auch der Geruchssinn nimmt positive Wahrnehmungen beim Kneten auf.

Bienenwachs ist gesund, die Haut der Hände wird also durch das Kneten nebenbei auch noch gepflegt. Es ist ungiftig und deswegen auch unbedenklich, wenn Kinder das Wachs in den Mund nehmen.

 «Bienenwachs bietet darüber hinaus auch wunderbare Geschichten: man kann Kindern Spannendes zur Herkunft des Wachses erzählen und gleichzeitig lernen sie wesentliche Grundlagen einer ganzheitlichen Weltbetrachtung kennen», sagt Alexander Hassenstein, Mitarbeiter der Pädagogischen Forschungsstelle des Bundes der Freien Waldorfschulen, ehemaliger Waldorflehrer und Imker.

Lauter wunderbare Eigenschaften, die auch heute noch für die Verwendung von Bienenwachs in Waldorfkindergärten und -schulen sprechen!

Falls es doch etwas zu mühselig ist, die Wachsklumpen in den Händen weich zu kriegen, hat Hassenstein noch einen Tipp: «Hier hilft rechtzeitiges Vorwärmen, zum Beispiel auf der Heizung. Ein anderer Tipp für die Vorbereitung ist, etwas Öl in das Wachs einzuarbeiten. Das Öl macht das Wachs auch bei niedrigeren Temperaturen weicher. Aber Vorsicht: Zu viel Öl verwandelt das Knetwachs in eine Creme.» Siehe da, noch eine schöne Verwendung von Bienenwachs!

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