Auch praktische Tipps zum direkten Einstieg in die Gestaltung der eigenen Arche werden versprochen. Bei der Lektüre kann das aufwendig illustrierte Werk leider nicht überzeugen. Da ist zunächst die Sprache: überraschend unreflektiert übernimmt Reynolds koloniale und post-koloniale Bezeichnungen, vor allem wenn sie etwas verkitscht über indigene Bevölkerungen und deren vergessenes Wissen spricht. Zugleich bedient sich die Autorin einer stark paternalistischen Rhetorik mit dem Menschen als Hüter und Beschützer, der jetzt seinen Dienst an der Erde leisten muss. Das steht im Gegensatz zur grundsätzlichen Idee des Zurückgebens und damit auch einem Rückzug des Menschen. Dieses Paradox besteht bei Renaturierungsbestrebungen zwar immer, wird im Buch aber nicht reflektiert, sondern zieht sich als Verwirrung durch die sich teils wiedersprechenden Anweisungen zum Anlegen eigener Archen. Diese Verwirrung liegt jedoch auch an der fehlenden Struktur der einzelnen Kapitel. Die Themenfelder fransen immer wieder aus, wiederholen sich und bleiben dabei insgesamt sehr vage, um plötzlich sehr detailliert die spezifischen Bedürfnisse einzelner Arten zu beschreiben. Politische Forderungen und Beschreibungen wechseln sich mit Bauanleitungen für Insektenhotels oder dem Anlegen eines Teiches ab, was es den Lesenden erschwert, den präsentierten Gedankengängen zu folgen. An vielen Stellen werden Fragen mit dem Versprechen angeschnitten, an späterer Stelle Antworten zu liefern, doch diese sind häufig nicht zu finden.
So entsteht ein vages Bild einer Bewegung, die aus subjektiven Erfahrungen einer Landschaftsgärtnerin und ihrem Wunsch nach Veränderung entstand, die sich aber in dieser Zusammenfassung übernommen zu haben scheint. Die Beschreibung politischer Zustände erscheint an vielen Stellen nicht gründlich recherchiert, die Überforderung, ein Standardwerk für ein so lokal verankertes Projekt zu schreiben, ist spürbar.
Ein wenig Hoffnung machen die kurzen Stellen, in denen Reynolds von konkreten Archen und ihrer Entwicklung erzählt. Auch einige interessante Querverweise zu Organisationen und Vordenker:innen umweltökologischer Strategien laden zum eigenen Recherchieren ein. Vielleicht wäre ein Fokus auf Beispielprojekte und die praktischen Erfahrungen der Autorin beim Gestalten dieser die bessere Wahl gewesen.
Mary Reynolds: ARK – Wir sind die Arche. Illustriert von Ruth Evans. 276 Seiten, Verlag Neue Erde, 2025, 28 Euro.
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