Ausgabe 06/25

I-Ah, Wau-Wau, Kikeriki

Angelika Lonnemann


So sind etwa die Lebensdaten (355-326 vor Christus), der Charakter (wild!) und der Name (Bukephalos) des Lieblingspferdes von Alexander dem Großen überliefert. Und auch der preußische König Friedrich der II. ließ bereits – wie viele von uns heutigen Tierfreund:innen –  seine Windhunde mit in seinem Bett schlafen. Sie hießen unter anderem Amourette oder Pax – ihre Namen finden sich auf edlen Grabsteinen neben der Terrasse von Schloss Sanssouci.

Menschen finden an Tieren viele Sachen gut. Etwa: «Kein Mensch liebt mich so bedingungslos und treu wie mein Hund» oder «Wenn ich eine Kuhherde viele Minuten einfach so betrachte, dann werde ich in mir drin ganz ruhig und friedvoll» oder «Ich bin zuhause nie einsam, weil mich meine Katzen begrüßen und sich streicheln lassen».

An vielen Waldorfschulen kümmern sich Menschen in ihrer Freizeit um Tiere, die auf Weiden oder in Ställen rund um die Schule leben. Sie ermöglichen Kindern und Jugendlichen damit Bindungen, die ohne Worte möglich werden – durch Berührungen, durch Beobachtungen, durch Pflege. Auch die Themen Tod und Sterben kommen so ganz natürlich ins Bewusstsein der Schüler:innen – Themen, die für viele von uns weit von unserem Alltag entfernt sind.

In der Freien Waldorfschule in Hagen war über den Winter ein Bienenvolk verendet. Einige der Viertklässler:innen, die sich mit ihrem Lehrer Dominik Moritz darum kümmerten, wollten jeder einzelnen Biene des 15.000 Tiere starken Biens ein eigenes Grab machen – ein berührendes Zeichen von Wertschätzung und Bindung! Anne Brockmann beschreibt das Leben mit den Tieren in Nürtingen und in Chemnitz, Dorothee Raiser hat sich mit Ulrike Kaliss getroffen, Erzieherin und Fachkraft für tiergestützte Intervention und ich habe mit Dominik Moritz über Bienenpädagogik gesprochen. Auch sonst gibt es in dieser Erziehungskunst wieder viel zu entdecken: Wir berichten von einer Schreibwerkstatt und deren Nebeneffekten wie Wohlfühlen, Entlastung und Selbstbewusstsein. Katrin Kühne beschreibt ein Opernprojekt an der Freien Waldorfschule Kassel. Ingo Christians fordert, dass Waldorfschulen den Schüler:innen Sinn und Sicherheit bieten müssen. Und unser Mitarbeiter Jürgen Beckmerhagen ist derzeit in Nepal. Er hat uns eine Reportage über das Shanti Sewa Griha geschickt, eine waldorfpädagogische Einrichtung in Kathmandu.

Ich wünsche Ihnen eine unterhaltsame und lehrreiche Lektüre und einen grashüpferleichten, katzenschnurrenden und glühwürmchenleuchtenden Juni!

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