Ausgabe 12/23

Lobbyarbeit für Waldorfschulen

Deodat von Eickstedt

Der BdFWS war im Februar 2023 angefragt worden, einen Appell, der an den Bundeskanzler und die Ministerpräsident:innen gerichtet werden sollte, zu unterzeichnen. Mit dem Appell sollte einerseits auf die teils prekäre Situation im deutschen Bildungswesen und die mangelhafte Beachtung auf der Seite der Politik aufmerksam gemacht werden. Andererseits war beabsichtigt, eine Initiative zu einer umfassenden Transformation der Bildungslandschaft in der Bevölkerung sichtbar zu machen, die durch eine breite Öffentlichkeit unterstützt wird. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hatte für Mitte März zum Bildungsgipfel nach Berlin eingeladen, daher sollte der Appell im Vorfeld versendet werden.

Der zweitägige Gipfel in der Kongresshalle Berlin Mitte zeichnete sich dadurch aus, dass 14 (!) der 16 Ländervertretungen nicht teilnahmen und die Diskrepanz zwischen den akademischen Forschungsfeldern der Pädagogik und dem schulischen Alltag deutlich zu Tage trat.

Besonders relevante Themen wie beispielsweise die Länderhoheit in Kultus- und Bildungsfragen oder die Struktur und Arbeitsweise der Kultusministerkonferenz und die Beauftragung von Studien zu nachhaltigem Wandel im Bildungswesen treffen nicht hinreichend den Kern des Problems. Zahlreiche Akteure in der Bildung stellen riesige Herausforderungen fest. Durch demografischen Wandel, Fachkräftemangel, Zuwanderung, Anspruch auf Teilhabe und weitere zeitgenössische Phänomene hat sich die Gesellschaft verändert, die Bildungspolitik hat aber kaum angemessen reagiert. Vielerorts bilden sich seit geraumer Zeit Initiativen, die Geld für kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen fordern, um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen und praktikable Lösungen vor Ort nicht unter Verweis auf geltende Gesetze und Verordnungen ausbremsen.

Am Tag des Bildungsgipfels wurde besagter Aufruf veröffentlicht, durch die Unterzeichner:innen vielfach geteilt und hat eine breite Resonanz in den Medien und durch verantwortliche Politiker:innen erfahren. Der BdFWS zählt zu den 54 Erstunterzeichnern des Aufrufes, der bundesweit mittlerweile von etwa 90 Institutionen und Interessenvertretungen unterstützt wird.

Der BdFWS ist daran interessiert, die Bedürfnisse für das Freie Schulwesen im Allgemeinen sowie für die Waldorfschulen im Speziellen zu formulieren und zu adressieren. Und dies sowohl auf institutioneller Ebene, die mit den Begleiterscheinungen der gegenwärtigen Situation im Bildungswesen unmittelbar befasst ist, wie auch als Vertretung der Bewegung der Waldorfschulen. Eine Kernaufgabe des Politischen Netzwerkens ist es, hier die Stimme zu erheben, noch bevor die Gesetzgebungsverfahren laufen, sodass eine Beteiligung an den rahmengebenden Prozessen sichergestellt ist.

Und so soll es weitergehen: Bis März 2024 werden sechs Treffen stattfinden. Für Politiker:innen, Eltern- und Schülervertreter:innen, Träger, Verbände und weitere Gruppen einer zunehmend diversen Gesellschaft werden mögliche Aufgaben formuliert und Vorgehensweisen herausgearbeitet, die den Bedürfnissen und Herausforderungen wirksam begegnen können.

Ziel ist es, ein Papier vorzulegen, das die zu beteiligenden Akteure benennt und einen prozessorientierten Beitrag in die politische Debatte einbringt. Weder sollen die relevanten Themen erörtert noch mögliche Lösungsstrategien erarbeitet werden, wohl aber der Fokus auf die eigentlichen Probleme und Betroffenen gelenkt werden.

Im März 2024 werden die Wahlprogramme für die Bundestagswahl 2025 erarbeitet. Bekannt ist bereits, dass einzelne Parteien auf die Forderungen des Bildungsappells mit entsprechenden Einlassungen in ihren Programmen reagieren wollen.

Der BdFWS positioniert sich mit dem besonderen pädagogischen Profil der Schulen und dem eigenen Beitrag zum Aus- und Weiterbildungswesen als großer und relevanter Verantwortungsträger im freien wie allgemeinen Schulwesen. Waldorfpädagogik spielt vom elementaren bis zum tertiären Bereich von Bildung eine gewichtige Rolle. Um diesen Aufgaben gerecht werden zu können, müssen die Bedingungen stimmen, Bedarfe rechtzeitig formuliert werden und eine den Anforderungen entsprechende Rollenausstattung gewährleistet sein. Den Austausch mit Partner:innen und Akteur:innen in diesem Feld zu suchen und zu festigen, ist ein wesentlicher Schritt dazu und ergänzt weitere Bemühungen, den Schüler:innen, Eltern und den Kollegien mit Tatkraft und Freude die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.

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