Ausgabe 10/24

Meinungsbildung und Beteiligung üben

Wilfried Bialik

Ähnlich böse überraschten auch die Ergebnisse in vielen anderen europäischen Ländern und auch die Analysen nach der Wahl brachten Gemeinsamkeiten zutage. Ein Austausch zwischen den Waldorfverbänden auf europäischer Ebene zu den Wahlen bestätigte diese sehr bedenkliche Entwicklung.
Einige Waldorfschulen in Deutschland hatten die Wahlen zum EU-Parlament zum Anlass genommen, sich den Politikunterricht an unseren Schulen genauer anzusehen. Wie wird Demokratie im Unterricht und in den Schulen gelebt, ab wann werden Schüler:innen einbezogen in die Entscheidungsbildungen innerhalb und außerhalb der Schule? Ist eine Schüler:innen-Beteiligung an den gesellschaftlichen Fragen von Ökologie, Klimaentwicklung, Nachhaltigkeit, Ukraine-Krieg und anderen Themen unserer Zeit gefragt?  
Der Blick nach innen zeigt auf, dass die Demokratiebildung an den Waldorfschulen wesentlich mehr Aufmerksamkeit bedarf als bisher. Einige Schüler:innen-Vertretungen hatten eigenständig Politiker:innen und Kandidat:innen für das EU-Parlament in die Schulen geholt und Podiumsdiskussionen veranstaltet. Widerstände in den eigenen Schulen mussten überwunden werden, berichteten sie, denn die Wahlen fielen in einigen Bundesländern in die Zeit der Prüfungen und Abiturvorbereitungen.
Dort, wo eine politische Diskussion möglich wurde, konnten zum Beispiel kritische Fragen zur gesellschaftlichen Entwicklung, Fragen nach der Globalisierung und der globalen Klimakrise, Haltungen der Politiker:innen zum Ukraine-Krieg gestellt und beantwortet werden. Die Beteiligung der Schüler:innen an unseren Schulen sollte bereits in der Unterstufe gelernt und geübt werden, damit politische Bildung und die Stärkung der Demokratie für eine offene und freie, tolerante Gesellschaft bei unseren Schüler:innen zu einer Selbstverständlichkeit werden.
Prüfen wir doch einmal an unseren Schulen, wie gut unsere Schüler:innen beteiligt werden und fragen wir doch einfach mal nach, was sich die Schüler:innen-Vertretungen wünschen an Aufklärung und Beteiligung. Und schauen wir doch ebenfalls, ab wann und in welchem Umfang an unseren Schulen Politik und Gesellschaftskunde unterrichtet werden!

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