Doch dann zieht Victor mit seinem Vater ins Dorf, der einen Spielzeugladen eröffnet. Dort entdeckt Sara nicht nur ein wunderschönes Schachspiel mit einer zwinkernden Königin, sondern auch, dass Lernen Spaß machen kann – obwohl sie das erstmal für unmöglich hält. Mithilfe des Buches „Lang lebe die Königin!“ und dem dazugehörigen Schachspiel taucht Sara in die Welt des Spiels ein - und das buchstäblich.
Denn die zwinkernde Königin, der sie auf dem Schachbrett begegnet, hat ein schwerwiegendes Problem: ihr König langweilt sich und kommt auf die furchtbare Idee, einen Krieg anzuzetteln. Um das zu verhindern, beginnt die Königin ein Spiel zu erfinden und lädt kurzerhand sogar das gegnerische Königspaar samt Hofstaat, Pferden und rollenden Türmen ein. Nach und nach werden mit Saras Hilfe Regeln und Rollen etabliert, die alle Beteiligten zu aufgekratzten Spielpartner:innen statt erbitterten Feinden machen.
Während Sara also nach und nach zur Schachspielerin wird und darüber an Selbstbewusstsein gewinnt, taucht auch noch ihr Vater auf. Der ist nämlich zufälligerweise auch Schachspieler und ein berühmter noch dazu. In einem aufregenden Schachturnier sitzen sich am Ende Vater und Tochter gegenüber.
Lang lebe die Königin verbindet mit Leichtigkeit große Themen wie die Suche nach der eigenen Herkunft und die Schwierigkeit, sich selbst zu vertrauen mit einer Einführung in die Kunst des Schachspiels. Die liebevollen Illustrationen von Annemarie van Haeringen veranschaulichen auf sehr verständliche Weise die einzelnen Spielfiguren und ihre Bewegungsmuster. Wer tatsächlich Schach spielen lernen möchte, findet in diesem Buch eine gute Grundlage dafür. Die Geschichte um Sara ist teils recht konstruiert und an manchen Stellen ziemlich vollgepackt, da braucht es gerade bei kleineren Kindern sicher elterliche Einordnung. Victor zum Beispiel hat Epilepsie, die sehr plastisch beschrieben wird, ansonsten aber doch eher eine Randnotiz bleibt.
Dem Thema Regeln widmet sich das Buch auf sehr eindrückliche Weise: im Kontext des Schachspiels werden Regeln und das Verhandeln über sie als Grundlage für ein respektvolles Miteinander präsentiert. Gleichzeitig ist die Beschreibung des Schulalltags sehr nahbar und zeigt auf, wie wichtig das Hinterfragen von Regeln und Zuweisungen sein kann. Einem starren Schulsystem, das Kindern vor allem zeigt, was sie nicht können, wird ein motivierendes Lernen gegenübergestellt, das Sara hilft, selbstbewusster zu werden und ihre Neugier wiederzufinden.
Insgesamt ein sehr fantasievolles Buch, das Lust auf die erste eigene Partie Schach macht.
Esmé Lammers: Lang lebe die Königin! Mit Illustrationen von Annemarie van Haeringen. 173 Seiten, Verlag freies Geistesleben. Stuttgart, 2017, 17 Euro.
Kommentare
Es sind noch keine Kommentare vorhanden.
Kommentar hinzufügen
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Dieser wird nach Prüfung durch die Administrator:innen freigeschaltet.