Bei der 50-Jahr-Feier zelebrieren wir, dass wir trotz unseres Wachstums den Gründungsimpulsen treu geblieben sind. GLS heißt: Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken. Die Gemeinschaft verbindet dabei eine klare Haltung zu Geld. Statt um Gier und Gewinn geht es uns vor allem um ein soziales Gestaltungsmittel, das für die Menschen da ist.
Im Jahr 2022 hat die sozial-ökologische GLS Bank fast fünf Milliarden Euro an Kundenkrediten vergeben. Sie flossen in sechs Branchen, die wir zur Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse für wichtig halten: Wohnen, Ernährung, Bildung und Kultur, erneuerbare Energien, nachhaltige Wirtschaft, Soziales und Gesundheit. Indem die Bank Geld in diese sechs Geschäftsfelder lenkt, stärkt sie Sicherheit, Zusammengehörigkeit und Vertrauen der Gemeinschaft.
Konsumkredite gibt es bei der Bank mit Hauptsitz in Bochum also keine. Geld verleihen und spenden wir aber gerne für zertifizierte Biobäuerinnen und -bauern, Bildungseinrichtungen in freier Trägerschaft, Energiegenossenschaften in Bürgerhand, Betreiber:innen von Pflegeeinrichtungen, gemeinschaftliche Wohnprojekte und Betreibergesellschaften von Ladeparks für E-Fahrzeuge.
Dabei erwies sich die GLS Bank schon früh als Pionierin. Bereits 1988 finanzierte sie eines der ersten Windräder in Deutschland – auf dem Hof Dannwisch in Hamburg. Auch als die Schönauer Bürgerinitiative gegen Atomstrom, die sogenannten Stromrebell:innen, 1996 unter dem Motto «Ich bin ein Störfall» die Stromversorgung ihrer Gemeinde übernahmen, leistete die GLS Bank finanzielle Unterstützung. Heute produziert die EWS Schönau erneuerbare Energie für ganz Deutschland.
Diese Beispiele zeigen: Bei der GLS Bank hat Geld von Anfang an eine etwas andere Rolle gespielt als in herkömmlichen Finanzinstituten. Wir nutzen Geld, um Probleme zu lösen und eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen – nicht um Profite herauszuschlagen oder eine Gier zu bedienen. Der 1994 verstorbene Gründungsvorstand Wilhelm Ernst Barkhoff prägte die Haltung der Bank mit folgenden Worten: «Die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, können wir nur überwinden durch Bilder einer Zukunft, die wir wollen.»
Zu der Zukunft, die sich Eltern 1958 in Bochum vorstellten, gehörte auch eine Waldorfschule. Mit ihr beginnt die Geschichte der GLS Bank, weit vor der offiziellen Gründung im Jahr 1974. Weil keine Bank einen Kredit für die Waldorfschule gewähren wollte, machte sich der damalige Anwalt Wilhelm Ernst Barkhoff auf die Suche nach einer Lösung. Als Idee tauchte ein Bürgschaftskredit auf: Eltern und Lehrer:innen der freien Schule bürgten für den Kauf einer alten Villa und deren Umbau zu einem Schulgebäude und so fand sich endlich eine Bank für die Finanzierung.
Im Prinzip hat sich an diesem Vorgehen aus den 1950er Jahren nichts geändert. Eine gute Idee entsteht. Sie ist im Einklang mit der Natur, den vorhandenen Ressourcen und allen Lebewesen. Die Gemeinschaft bemüht sich darum, sie zu verwirklichen. Das ist das Fundament, auf dem sich die GLS zur größten nachhaltigen Bank in Deutschland entwickelt hat.
Um das zu wahren, wurden strenge Anlage- und Finanzierungsgrundsätze entwickelt. Sie sind das Herzstück der Arbeit – und schließen zum Beispiel Investitionen in Kohle, Öl, Gas, Atomkraft, Gentechnik, Massentierhaltung und Waffen aus. Die Richtlinien werden immer wieder geprüft und angepasst.
Dahinter steht die Idee, dass Geld nur dorthin fließt, wo Grundbedürfnisse von Menschen im Mittelpunkt stehen, wo weder Mensch noch Natur ausgebeutet werden. Daran orientiert sich die Zusage für Kredite.
Für diese «generationentaugliche Wirtschaftsweise» setzt sich Aysel Osmanoglu, Vorstandssprecherin der GLS Bank, ein. Sie möchte eine Wirtschaftsweise fördern, die gesund ist, regenerativ und sozial gerecht. «Über Kooperationen mit NGOs oder aus eigener Kraft zeigen viele Unternehmen, auch konventionelle, wie eine nachhaltige Wirtschaftsweise aussehen kann. Auch wenn der Weg noch lang zu sein scheint, geht die große Mehrheit der Unternehmen los. Das zu begleiten, ist Aufgabe der GLS Bank, dazu leisten wir einen Transformationsbeitrag.»
Diese Haltung wird von den 125.000 Mitgliedern und mehr als 350.000 Kund:innen der GLS Bank geteilt und wertgeschätzt. Nur mit ihrem Geld, das sie der Bank anvertrauen und mit dem die Bank wiederum arbeiten kann, ist die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft möglich.
Geld als soziales Gestaltungsmittel mit drei Qualitäten
Das Kaufgeld steht für kurzlebige Alltagsbeziehungen. Davon kaufen Menschen vielleicht ein Brot oder eine Massage. Sie bezahlen, erhalten die Dienstleistung oder das Produkt, fertig. Kaufgeld ist eine Geste der Anerkennung: Ich mag dein Brot, deshalb kaufe ich es bei dir.
Mit dem Leihgeld geht die GLS Bank tagtäglich um. Tolle Initiativen und Projekte benötigen Geld, um arbeiten zu können. Die Bank vertraut ihnen, glaubt, dass es funktionieren wird und dass das geliehene Geld wieder zu ihr zurückkommt. Leihgeld ist eine Geste des Vertrauens.
Das Schenkgeld ist im Grunde genommen Liebe. Wenn Menschen keine Gegenleistung erwarten, signalisieren sie damit, dass sie dem oder der Beschenkten absolut vertrauen und an seine Fähigkeiten glauben. In diese Richtung geht auch das bedingungslose Grundeinkommen, für das sich die GLS Bank einsetzt. Schenkgeld ist an nichts geknüpft, es stellt keine Forderungen. Nur so fördert es Freiheit.
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