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will mitbestimmen, wohin gefahren wird, und macht aus der Stadt eine permanente Neuentdeckung. Mit Fridolin erlebt Sewka also die wildesten Dinge. Ein Fahrradrennen zum Beispiel, bei dem sie den Weg aus den Augen verlieren und fast als Letzte im Ziel ankommen, dafür aber so viel mehr sehen; sie entdecken einen Ort der verlorenen Sachen und sprechen mit einer Taschenlampe und einer Haarspange. Gemeinsam mit Augustina verbringen Sewka und Fridolin ihre Nachmittage nach der Schule. Augustina ist außergewöhnlich groß, kann hervorragende Plätzchen backen und lebt ohne ihre Eltern. Die arbeiten nämlich im Theater und ein Theater gibt es in Sewkas und Augustinas Stadt nicht. Als Sewkas Vater dann den Auftrag hat, ein Theater in die Stadt zu bauen, scheint sich alles zu fügen. Ein Arbeitsplatz für Augustinas Eltern – was für ein Glück! Sewkas Mutter findet das mit dem sprechenden Fahrrad allerdings sehr merkwürdig, doch Fridolin wird zum Retter der Stunde. Viele kleine Abenteuer im Alltag, in denen Sewka lernt, Freundschaften zu schließen, mit dem Frust der streitenden Eltern umzugehen und sich selbst zu vertrauen.
Klingt irgendwie ein bisschen durcheinander und abstrus? Ist es auch! Dabei aber gar nicht verwirrend, im Gegenteil: Nina Daschewskaja schafft es, dass einem alles ganz selbstverständlich erscheint, samt sprechender Gegenstände und fantastischen Vorkommnissen. Dabei ist egal, ob sich die Straßenlaternen nun wirklich verneigen oder ob Sewka sich diese Welt erfindet, gemeinsam mit Fridolin.
Ein besonderes Buch. Eines, bei dem man nach dem Lesen das Gefühl hat, nicht alles verstanden zu haben und das gut findet. Wenn die riesige Augustina, die allein zu Hause wohnt und beschlossen hat, nicht mehr zur Schule zu gehen, mit frischen Plätzchen auf Sewka wartet, denkt man ein wenig an Pipi Langstrumpf. Ein Buch über Freundschaft und Familie, die Sehnsucht dazuzugehören und manchmal anders zu sein als andere. Eine Ermutigung zum Rumspinnen und dem Dazuerfinden, dem Neuentdecken von alten Straßen und vor allem eine kleine Hommage ans Fahrrad! Diese Geschichte sagt uns: Aufgestiegen und ab ins Abenteuer – jedes Fahrrad ist ein Fridolin.
Nina Daschewskaja: Mein freches Fahrrad Fridolin. Illustriert von Evgeniya Dwoskina. 120 Seiten, Verlag Urachhaus, 2024, 16 Euro. Empfohlen ab 9 Jahren.
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