An der Rudolf Steiner Schule Dietzenbach fand vor einigen Monaten ein Resilienzworkshop in der achten Klasse statt, in dem es um Selbstliebe und Verantwortung ging. Eine Schülerin beschrieb das hinterher so: «… zuletzt haben wir viel über Dinge geredet und nachgedacht, über die man sich sonst nicht so viel und gerne Gedanken macht. Es wurde sehr emotional und man ist mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen». Die Resilienzstrategie der Stoiker im antiken Griechenland kennen wir heute noch in abgewandelter Form in dem Gebet «Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.» Sie appellieren also an uns, unsere Ressourcen klug einzusetzen. Nicht ganz einfach, vor allem, die beiden Dinge zu unterscheiden!
In dieser Ausgabe der Erziehungskunst beschäftigen wir uns mit Resilienz. Dabei gehen die Autor:innen der Frage nach, ob die Pädagogik oder das Wirken an einer Waldorfschule widerstandsfähig gegen Belastungen oder Stress machen kann. Die Tatsache, dass es auch an Waldorfschulen Schüler:innen mit Depressionen gibt oder Lehrkräfte mit Burnout, spricht dagegen. «Der Wechsel auf die Waldorfschule hat mich gerettet», sagen dagegen andere, die als Seiteneinsteiger:innen auf die Waldorfschule gewechselt sind. Fest steht, dass Waldorfschulen ein anderes Ziel als andere Schulen haben – sie begleiten den Reifungsprozess vom Kind zum Erwachsenen, währenddessen Intellekt, Körper und Seele gleichermaßen erstarken sollen, so dass die jungen Erwachsenen dann als urteilfähige, selbstbestimmte und bewusst handelnde Individuen in die Freiheit entlassen werden können.
Tomáš Zdražil lenkt den Blick auf die drei zentralen Gesundheitsquellen Natur, Gemeinschaft und Sinn. Stefanie Rühle identifiziert ausführlich den Resilienzbegriff, Daniela von Pfuhlstein knapper den der Salutogenese. Heidi Käfer beschreibt ein schulübergreifendes Musicalprojekt an einer Waldorfschule, das nach der Coronazeit als heilsam erlebt wurde. Jürgen Peters lenkt in seinem Text unsere Aufmerksamkeit auf die Gesundheit von Lehrer:innen an Waldorfschulen.Ansonsten finden Sie wie immer noch viele andere wichtige und schöne Beiträge in unserem Magazin. Unsere Ausgabe "Klare Kante gegen Rechts" vom November 2022 erhält eine Fortsetzung in dem Artikel "Selbstständigkeit und Autonomie statt Autoritarismus". Jean Naude berichtet vom europaweiten Treffen von Waldorfeltern in San Vendemiano. Martin Zabel erzählt von einem politischen Eurythmieabschluss an der Freien Waldorfschule Freudenstadt, dort haben die Schüler:innen die Menschenrechte musikalisch und eurythmisch erarbeitet.
Ich wünsche Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre und einen warmgoldenen Oktober!
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