In ihrem Buch gibt sie viele Anregungen für die Gestaltung des Alltags und das Feiern von Festen mit Kindern und Jugendlichen. Dabei nimmt sie vor allem diejenigen in den Blick, die nicht bei ihren Eltern, sondern in einem stationären Hilfesetting aufwachsen.
Mit der besonderen Situation dieser Kinder und Jugendlichen steigt sie ins Buch ein, gibt zunächst einen Überblick über die stationäre Jugendhilfe, über Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung und über stabilisierende Faktoren. Zu letzteren zählen für Joost all die Aktivitäten, die sie anschließend Schritt für Schritt beschreibt. Denn Rhythmus, Rituale und das Erleben von Selbstwirksamkeit im Tun geben laut Joost Sicherheit und Vertrauen.
Das Buch folgt eher einem Schuljahr als einem Kalenderjahr und beginnt am 21. September. Davon ausgehend gibt es für alle Monate exemplarische Darstellungen des Jahreszeitentisches, einen Hinweis auf Feste und Festeszeiten sowie Anleitungen für sinnvolle Tätigkeiten im Haus, im Garten oder im Kopf. So steht im Herbst zum Beispiel der Apfel im Mittelpunkt. Mit Schubkarren auf die Wiese ziehen, Fallobst sammeln, heimtragen und dort zu Saft, Mus oder Dörrobst verarbeiten. Vieles von dem, was die Autorin vorschlägt, dürfte in Waldorfkreisen bekannt und auch Usus sein. Hier und da sind aber auch Neuheiten versteckt. Eislichter etwa. Oder das Kirschkernratespiel. Beinahe jede Doppelseite ist mit einem oder mehreren QR-Codes versehen, die zu Rezepten, Hintergrundinformationen oder Anleitungen im Video-Format führen.
Durchs Buch führt Jule, ein bleistift-gezeichnetes Schaf, das durch die bunten Kopf- und Fußzeilen tollt. Jules Geschichte schickt Joost statt eines Vorwortes voraus. Von Hand aus brauner Wolle gefertigt, weidete Jule eine Zeitlang auf dem Jahreszeitentisch der Intensiv-Wohngruppe, in der Joost arbeitete. Bis sie eines Morgens verschwunden war und alle Jungen schon beim Frühstück planten, wo sie nach der Schule weitersuchen würden …
Das Buch ist im besonderen Format von 30 mal 30 Zentimetern mit Hardcover-Einband erschienen. Das Großformat bietet Platz für eine übersichtliche Darstellung und viele Fotos. Die könnten in ihrer Qualität oft besser sein. Sie stammen vermutlich direkt aus dem Alltag der stationären Hilfen, sind dadurch zum Teil unscharf, verwackelt oder haben einen unvorteilhaften Schattenwurf. Authentisch sind sie aber allemal.
Karin Joost: Leben und Arbeiten im Jahreslauf – Stabilisierung – Heilung – Potenzialentfaltung in den Hilfen zur Erziehung. 84 Seiten, profero verlag,
Varel 2023, 25 Euro.
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