Ausgabe 11/24

Social Media Recruiting – Kampagne in Aachen

Sonja Heumann


Dank einer bestehenden Zusammenarbeit mit dem Bund der Freien Waldorfschulen hatten wir bereits Kontakt zu Tobias Klever von adSozial. In einem Pilotprojekt entwickelten wir gemeinsam eine speziell für unsere Schule zugeschnittene Kampagne, die schnell vorbereitet, dem Vorstand vorgestellt und beschlossen wurde. Zu Beginn herrschte im Kollegium Skepsis. Fragen wie «Nutzt unsere Zielgruppe überhaupt Social Media?», «Ist der Schritt zu Waldorf nicht eher eine Schicksalsentscheidung?» und «Gehen wir jetzt ins Headhunting?» kamen auf. Mit diesen Fragen im Hinterkopf starteten wir das Projekt mit dem Ziel, Menschen im Umkreis von 50 bis 70 Kilometern zu erreichen, die eine Unterrichtsgenehmigung in NRW haben sollten und idealerweise das erste oder zweite Staatsexamen mitbringen. Es ging um Qualität statt Quantität.

Vier Projektelemente


In einem Workshop mit einem Kreis von Beteiligten und Interessierten aus der Schulgemeinschaft (Personalkreis, PR-Kreis) definierten wir die Zielgruppe und arbeiteten die Besonderheiten unserer Schule heraus. Zwei Tage lang wurden Filmaufnahmen mit Lehrer:innen aus unserem Schulumfeld gemacht, die die relevanten Bereiche repräsentierten.

Das gedrehte Material wurde bearbeitet und wir erstellten einen Funnel (Trichter) für die Sequenzen auf Meta (Facebook, Instagram) und buchten die Kampagnen. Schließlich folgte eine Schulung zur Nutzung des Consumer relationship Systems und zur Kontaktaufnahme mit den qualifizierten Interessenten sowie eine enge Abstimmung zwischen den Personen, die den Erstkontakt hatten, und Tobias Klever. Der Zeitraum wurde zunächst auf zwei Monate festgelegt.

Drei Wochen später: 15 Bewerber:innen


Die Kampagne geriet in Fahrt. Nach drei Wochen hatten die Beiträge insgesamt 80.000 Impressionen. 40.000 Menschen hatten die Filme zweimal gesehen. Es gab 6.300 Klicks auf dem Funnel, 78 Leads (Kontakte), 50 Telefonate, 15 Bewerbungen sowie zwei  Einstellungen und zwei weitere kurz vor der Vertragsunterzeichnung.

Wir haben also gelernt, dass sehr kurzfristig Erfolge möglich waren. Wichtig war es, die Kampagne speziell auf unsere Schule zu fokussieren. In dem Beitrag kamen Menschen aus unserer Schule vor. Die Darstellung der Schüler:innen, die von den zukünftigen Lehrkräften etwas erwarten, erzeugte eine enorme Sogwirkung. Auch die Authentizität war entscheidend: zum Beispiel die Aussagen der Wissenschaftler:innen für die MINT-Fächer. Mit das wichtigste war aber die starke Unterstützung innerhalb der Schulgemeinschaft. Exzellente Kommunikation und ausreichend Zeit für Fragen waren entscheidend, um Akzeptanz zu schaffen.

Der entscheidende Erfolgsfaktor war im zweiten Schritt dann die schnelle, persönliche und professionelle Kontaktaufnahme mit den Interessierten, idealerweise innerhalb von drei Tagen per Telefon. Dies wurde von einer Kollegin und mir, die wir den Erstkontakt umgesetzt hatten, mit Geduld und Engagement gemeistert. Dadurch entstand ein offener Austausch und es bot sich die Chance, aus einem anfänglichen Besuch ein wirkliches Interesse und schließlich eine Bewerbung zu machen.

Selbst bei den anfänglichen Zweifler:innen entstand Stolz darüber, so positiv in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Die Schule als Ganzes strahlt in einem neuen Licht, wird positiv wahrgenommen. Dieses neue Licht brachte auch eine positive Resonanz bei den Schüler:innen, Eltern und Kolleg:innen mit sich. Es unterstrich die Bedeutung der Schulentscheidung und stärkte das Vertrauen in die Schulgemeinschaft.

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