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Stolperstein für Walter Chrambach

Walter Chrambach, geboren am 02.10.1887, war Mitbegründer der Waldorfschule in Dresden. Der Gründungsimpuls fand in der Familie Chrambachs durch die Begegnung mit der Pädagogin Elisabeth Klein statt. Chrambach war jüdischer Abstammung und in seiner Villa in der Liebigstraße 7 unterhielt er einen wöchentlichen Gästesalon, in welchem Klein ab 1925 über die Waldorfpädagogik sprach. Diese Ausführungen brachten Walter Chrambach auf die Idee, seine Tochter Hedwig von Klein privat unterrichten zu lassen, da Hedwig nach einem Verkehrsunfall mehrere Monate die Schule nicht besuchen konnte. Die über die neue Lernbegeisterung ihrer Tochter verwunderten Eltern erfuhren dabei vom Unterrichtskonzept der Waldorfpädagogik als Grundlage des Unterrichts und veranlassten in Dresden weitere Vortragsmöglichkeiten.

Walter Chrambach lernte mit seiner Frau Bertha 1922 durch die Familie von Heynitz die Anthroposophie, die Christengemeinschaft und die biologisch-dynamische Landwirtschaft kennen. Chrambach war seit 1920 Regierungsrat und teilweise verantwortlich für Baugenehmigungen in Hellerau und unterstützte als Vorstandsmitglied die 1929 gegründete erste Waldorfschule in Dresden. Als so genannter «Halbjude» wurde er 1933 aus seinem Dienst entlassen. Um die Schule nicht zu gefährden, trat er aus dem Vorstand aus und durfte als passionierter Cellist nicht mehr im Mozart-Verein mitspielen. Nachdem 1938 deutschlandweit die Waldorfschulen geschlossen wurden, nahm er in seiner Villa Lehrer:innen und Schüler:innen auf. Da Elisabeth Klein Kontakte in hohe Politikerkreise hatte, unter anderem mit Rudolf Heß, wurde die Dresdner Schule erst 1941 geschlossen.

Am 15.09.1944 wurde Chrambach von der Gestapo abgeholt. Anlass war ein aufgefundener Brief mit dem Satz «dass es hier Gott sei Dank auch Leute gibt, die anders denken». Seine Töchter, die gerade aus der Schule kamen, mussten mit ansehen, wie ihr Vater in Begleitung von Uniformierten abgeholt wurde. Sie sahen ihn nie wieder.

Drei Monate wurde Chrambach inhaftiert, musste auf dem Betonboden schlafen und unterschrieb schließlich eine Bescheinigung, dass er ein Gegner des Naziregimes sei. Das war sein Todesurteil. Am 11.11.1944 wurde er mit einem Sammeltransport in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Die Ideale, die ihn zeitlebens trugen, vermittelte er auch an die Mitgefangenen, indem er im Lager aus Goethes Faust rezitierte. Am 16.11.1944 wurde Walter Chrambach hingerichtet.

© Foto: Walter Chrambach, 1935 (Stadtwiki Dresden, gemeinfrei, Familienarchiv Dr.-Ing. Nils M. Schinker)

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