Ausgabe 11/24

Untenrum ist die Waldorfschule super …

Susanne Piwecki

Ein Vater vertraute bei einem Klassenspiel einem zukünftigen Vater an: «Untenrum ist die Waldorfschule super, aber obenrum? Ich habe alle meine vier Kinder nach der achten Klasse von der Schule genommen.»
Eine Diskussionsteilnehmerin auf dem Podium der Delegiertentagung in Frankfurt am Main vertrat die Meinung, dass sich die Oberstufen der Waldorfschulen kaum noch von denen anderer Schulen unterscheiden: «Es gibt keinen rhythmischen Unterricht mehr, häufig auch keinen Eurythmieunterricht. Selbst die Kunstfahrt am Ende der Schulzeit ist nur noch eine gewöhnliche Klassenfahrt. Und dafür zahlt man Schulgeld, während man das an anderen Schulen kostenlos bekommt.»
Eine Mutter erzählte mir, dass ihre Kinder die Waldorfschule in der Oberstufe verlassen hätten, da sie sich nicht genügend auf die Zukunft in unserer Gesellschaft vorbereitet fühlten. An ihrer Schule gäbe es keine Gemeinschaftskunde, sodass sie kein Verständnis vom politischen und gesellschaftlichen System hätten. Zudem, so sagte sie, spiegele die Zusammensetzung der Schüler:innenschaft nicht die Gesellschaft wider, auf die ihre Kinder vorbereitet werden sollten.
Die Lehrer:innen haben in der Oberstufe damit zu tun, dass ein Teil der Schüler:innen auf die Leistungsanforderungen akademischer Abschlüsse vorbereitet werden möchte und ein anderer lieber praktisch lernt. Heute soll Schule auf das Leben vorbereiten und auf Prüfungen – das ist ein nicht einfacher Balanceakt.
Es gibt zum Glück noch sehr viele Waldorfschulen in Deutschland, die mit stabilen Schüler:innenzahlen und erfolgreichen Abschlussjahrgängen glänzen. Diese haben in der Regel eine gute Bewerber:innensituation, eine geringe Lehrkräftefluktuation und nicht zuletzt auch eine stabile finanzielle Situation. Auch wenn nicht alle Schulen gleiche Bedingungen haben, gilt es doch, die Situation zu analysieren und die entsprechenden Hand­lungen zu vollziehen. Gerne möchte ich mit Ihnen, liebe Eltern und liebe Schüler:innen, dazu in den Dialog kommen.

Schreiben Sie mir gerne an piwecki@waldorfschule.de.

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