auf Steiners Persönlichkeit und seine Anthroposophie als kulturellen Beitrag in einer Zeit, die durch den Untergang der großen religiösen und humanistischen Narrativen gekennzeichnet wird.
Die Nachrufe werden entsprechend der politischen beziehungsweise weltanschaulichen Intentionen der Autor:innen und Zeitungen in fünf Rubriken gruppiert: Nachrufe zeitgenössischer Persönlichkeiten, von völkischer und rechtskonservativer Seite, von sozialistischen und kommunistischen Medien, von konfessionell-christlicher Seite und weitere Nachrufe. Im Anschluss an jeden Beitrag werden die Verfasser:innen knapp vorgestellt und teilweise auch in ihren Haltungen gegenüber Steiner charakterisiert.
Die Annäherung an Leben und Werk Steiners umfasst das Spektrum von deutlicher Ablehnung bis würdigende Anerkennung. Interessanterweise gibt es diese Streuung in allen Rubriken. Die Versuche, seine Biografie mit ihren Wendepunkten sowie seine Anthroposophie zu charakterisieren, stehen skeptischer und umfassender Infragestellung gegenüber. Diejenigen, die sein Werk als Täuschung, als Verführung ahnungslos Entwurzelter und als unwissenschaftliches Konstrukt sahen, sagten voraus, dass der Spuk um die Anthroposophie ein baldiges Ende nehmen würde. Hier irrten diese Autor:innen. Wozu aber alle Nachrufe beitragen, ist die Chance, durch die Fragen und Urteile von Kommentator:innen angeregt zu werden, sich auf die Kulturleistungen und Anregungen dieses ungewöhnlichen Geistes nach hundert Jahren weiter einzulassen. Vögeles Zusammenstellung ist insofern mehr als anregende Lektüre. Sie bringt einem im Spiegel der Urteile und Fehlurteile die Persönlichkeit Rudolf Steiners näher.
Wolfgang G. Vögele: Rudolf Steiner in Nachrufen. Von der Frankfurter Zeitung bis zur Roten Fahne. 216 Seiten, Info 3 Verlag, 2024, 22 Euro.
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