Ausgabe 11/23

Vielfalt muss man sichtbar machen

Angelika Lonnemann
Angelika Lonnemann

Menschen haben uns ihre Geschichten erzählt, viele haben uns gedankt, dass wir dieses Thema sichtbar machen. Aber es gab auch Follower, die uns wüst beschimpft haben. Eine kommentierte, Kinder würden durch diese Themen auf komische Ideen gebracht, ein anderer meinte, wir würden uns der Transformationsagenda anbiedern. Daraufhin verteidigte uns eine Frau so: «Weißt Du, der Rudi fand Weiterentwicklung und Veränderung toll, der hätte nicht gewollt, dass sein Lebenswerk versteinert!»
Auch in der Redaktion hatten wir längere Gespräche. «Wie schaffen wir es, dass Menschen sich gesehen fühlen, aber nicht vorgeführt?»
«Halten wir es für möglich, dass es an Schulen einen sozialen Druck gibt, sich als queer oder trans zu outen?» «Nehmen wir die Informationen des Ärzteblatts, dass sich die Anzahl an operativen Geschlechtsumwandlungen in den vergangenen Jahren um dramatisch klingende Prozentzahlen gesteigert hat, mit ins Heft?» Jederzeit einig waren wir uns darüber, dass wir auch in diesem Heft eine menschenfreundliche Haltung zeigen wollten, die die Vielfalt der Gesellschaft und Individualität jedes Menschen respektiert.
Ich danke allen, die bereit waren, für diese Erziehungskunst offen von sich zu erzählen. Queere Menschen hat es schon immer gegeben, nur waren sie viele Jahrzehnte lang vielfach unsichtbar. Ich wünsche mir, dass es eines Tages nicht mehr nötig ist, Queersein zu thematisieren, weil alle Menschen respektvoll und warmherzig auf alle anderen Menschen schauen, ohne das Andere auszugrenzen. Das gilt übrigens auch für Hautfarben, für Religionszugehörigkeit, für Behinderung oder für Herkunft.
Auch sonst haben wir in diesem Heft wieder eine Menge schöner Geschichten und Beiträge gesammelt. Eva Wörner, Vorstand im Bund der Freien Waldorfschulen, fordert in ihrem Standpunkt eine feministische Waldorfpolitik. Weiterhin: Waldorfschüler:innen in Dresden retten Bäume (eine Reportage von Tilman Günter), die ehemalige Waldorfschülerin Julia Franck, heute erfolgreiche Autorin erinnert sich, eine Waldorflehrerin war für sechs Monate mit ihrer Familie in Mexiko und Jost Schieren, Dekan der Alanus Hochschule, erläutert, dass Anthroposophie und Waldorfpädagogik zwar hochgradig kongruent, aber eben nicht deckungsgleich sind.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und einen bunten November!

PS: Unsere Website hat einen Relaunch erhalten. Schauen Sie doch mal vorbei!
www.erziehungskunst.de

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