Ausgabe 04/25

Waldorf dehnt den Tag für Kinder aus

Angelika Lonnemann

Verglichen mit anderen Ländern der Europäischen Union ist die Teilzeitquote von Müttern mit Kindern im Grundschulalter in Deutschland besonders hoch: rund 63 Prozent der Frauen mit mindestens einem Kind unter zwölf Jahren arbeiteten 2023 in Teilzeit, im EU-Durchschnitt waren es nur rund 34 Prozent. Bei den Vätern arbeiteten 2023 in Deutschland rund sieben Prozent in Teilzeit (Zahlen des Statistischen Bundesamtes). Ich selbst habe mich in den 90er- und Nullerjahren dafür entschieden, dass unsere Kinder nur bis mittags in Kindergarten und Schule gehen. Dafür habe ich nur in Teilzeit gearbeitet, auf Geld, einen höheren Rentenanspruch und eine schnelle Karriere verzichtet. Und als Familie haben wir sparsam gelebt. Urlaube, wenn es sie denn gab, waren kurz. Aber mir war es damals wichtiger, dass die Kinder die Nachmittage mit den Geschwistern und mir verbringen. Heute wünschen sich immer mehr Eltern, dass ihre Kinder auch nach dem Unterricht noch in der Schule bleiben können, etliche sind darauf angewiesen, Alleinerziehende in der Regel immer.

Ab 2026 sollen alle Eltern, die es wünschen, ihr Kind nach Unterrichtsende in der Schule betreuen lassen. Auch wenn Waldorfschulen nicht verpflichtet sind, Ganztagsbetreuung einzurichten, passiert im Moment sehr viel vor Ort und die Waldorferziehung wird ausgedehnt. Weil Bildung Angelegenheit der Bundesländer ist, gibt es in Deutschland unterschiedliche Bedingungen für die Beschäftigten in der Ganztagsbetreuung. In den ostdeutschen Bundeländern gibt es den Schulhort. Er definiert sich als ein Ort, wo nur ausgebildete Pädagog:innen arbeiten dürfen. Im Westen nennt man das Ganztagsschule (GTS) oder Ganztagsbetreuung, wo in einigen Bundesländern auch Menschen ohne fachliche Ausbildung Kinder betreuen dürfen.

Katrin Kühne beschreibt die Flensburger Waldorfschule, wo Lehrkräfte bei der Betreuung unterstützen und Erzieher:innen im Unterricht helfen – dort sind Multiteams aktiv. Diana Zapf-Deniz beschreibt als ostdeutsches Best-Practice-Beispiel den Hort in der Freien Waldorfschule Greifswald. Sylvia Ramp berichtet davon, wie der Ganztag gestaltet werden muss, um den vielen Bedürfnissen von Kindern zu entsprechen. Ines Stahl und Hanno Ritter engagieren sind bundesweit als Sprecher:innen der Fachkräfte in den Ganztagsschulen. Sie wollen mehr Wahrnehmung und Mitsprache für die Pädagog:innen an den Schulen. Auch sonst erzählen wir wieder schöne Geschichten aus der Waldorfwelt. Heike Birk wünscht sich als Werklehrerin Werkunterricht schon in der Unterstufe. Franz Glaw beschreibt, wohin sich das Epochenheft im digitalen Zeitalter entwickeln könnte. Laila Kirchner ist eine linkshändige Musiklehrerin und setzt sich für die Normalisierung von Instrumenten für Linkshänder:innen ein.

Ich wünsche Ihnen eine vergnügliche Lektüre im wechselhaften Monat Launing, wie der April früher mal geheißen hat!

Kommentare

Es sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar hinzufügen

0 / 2000

Vielen Dank für Ihren Kommentar. Dieser wird nach Prüfung durch die Administrator:innen freigeschaltet.