Was der extrovertierte Mann jedoch nicht sieht, ist, dass sein 14-jähriger Sohn Elias, ein freundlicher, eher zurückhaltender Teenager, gerade seine erste Liebe erlebt und tief verunsichert ist. Elias fühlt sich zu Alexander hingezogen. Alexander ist auch 14. Seit Alexander mit Vater und Schwester ins Nachbarhaus eingezogen ist und auch noch in dieselbe Klasse geht wie er, weiß Elias nicht mehr, wo ihm der Kopf steht.
Elias möchte am liebsten jede freie Minute mit Alexander verbringen. Seine langjährige beste Freundin Valerie lässt er dafür stehen. Es beginnt ein tastendes, freundschaftliches Annähern zwischen den Jungs, bis Alexander Elias sagt, dass er auf Jungs steht. Alexander ist ein anderer Charakter als Elias, selbstbewusster und freier. Elias ist zutiefst verwirrt, hadert mit den eigenen und den gesellschaftlichen Erwartungen an ihn, brüskiert erst Alexander und dann seine Familie und zieht sich obendrein von der vertrauten Freundesgruppe zurück. Erst während einer kurzen Auszeit mit seinem weitblickenden Großvater kommt Elias zu sich, fasst Selbstvertrauen und beschließt, zu seinen Gefühlen für Alexander zu stehen.
Drehbuchautor und Regisseur Anthony Schatteman hat ähnliche Erfahrungen selbst gemacht: «Meine Kindheit habe ich als sehr schwierig erlebt, weil ich mir meiner Sexualität unsicher war. Auf viele meiner Fragen habe ich damals keine Antwort bekommen, weder zu Hause noch in der Schule, und verfiel deswegen in einen inneren Konflikt. Ich begann mich von meinem Umfeld abzuschirmen. Das bedeutete viele Lügen und Geheimnisse, weil ich Angst davor hatte, sie würden sich dafür schämen, wer ich war.»
Der Film besticht durch das kluge, sensible Drehbuch und die Darsteller der beiden Hauptfiguren, Lou Goossens und Marius De Saeger. Sie spielen so unaufgeregt und fein nuanciert, dass sich Zuschauer:innen jeden Alters in die Gefühlswelt der Jugendlichen hineinversetzen können. Es ist eine universelle Geschichte: Zwei Seelen, die einander zufällig begegnen. Und der verschlungene Weg, den sie zurücklegen, bis sie sich zueinander bekennen. Regisseur Schatteman hat entschieden, von einer keuschen Liebe zu erzählen. Die Jungen balgen miteinander und tauschen behutsame erste Küsse. Mehr Körperlichkeit passiert (noch) nicht. Damit ist der Film vielleicht oldschool, aber umso berührender. Seine Figuren dürfen sich Zeit lassen. Zeit dafür, ihre Gefühle zu verstehen, Zeit, den anderen und sich selbst zu akzeptieren und Zeit, sich auszuprobieren. Schlussendlich steckt in dem romantischen Schlagertext vom Beginn des Films doch eine profunde Wahrheit: «Die erste Liebe ist tief und rein, süßer kann sie gar nicht sein. Die erste Liebe macht dich verrückt, du bist glücklich und total verzückt.»
Ich empfehle Young Hearts für Menschen ab 13 Jahren. Der Film ist als DVD und VOD erhältlich.
https://t1p.de/3qwjd
Im Bereich Medien auf der Webseite der Erziehungskunst können Sie alle bislang veröffentlichten Filmempfehlungen für Kinder und Jugendliche nachlesen.
Kommentare
Es sind noch keine Kommentare vorhanden.
Kommentar hinzufügen
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Dieser wird nach Prüfung durch die Administrator:innen freigeschaltet.