Juri Kirstein und Till Kießling sind beide sechzehn Jahre alt und Zehntklässler an der Freien Waldorfschule in Offenburg. «Es ist schon mehrere Monate her, als die ersten Ideen zur Podiumsdiskussion entstanden sind», so Till Kießling nach der Veranstaltung. Ihnen sei aufgefallen, wie wenig sich in der Schule mit politischen Themen beschäftigt wird und vor allem, dass der direkte Kontakt zu Menschen, die parteispezifische Positionen vertreten, fehlt. Deswegen haben sie über zweieinhalb Monate lang organisiert, Fragen der Schüler:innen gesammelt und Politiker:innen angeschrieben. «Politik ist auch ein Thema für junge Leute», betont Juri Kirstein. Gerade in Hinblick auf die vergangenen Kommunalwahlen in Baden-Württemberg im Juni, sollte die Veranstaltung den Schüler:innen eine Möglichkeit zur Orientierung geben. «Uns war von Anfang an wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, dass Politik nur etwas ist, dass von der älteren Generation gestaltet und entschieden wird», so Kirstein weiter. Aus diesem Grund entschieden sich die zwei Organisatoren dazu, Mitglieder der verschiedenen Jugendorganisationen der großen demokratischen Parteien einzuladen.
So stellten sich den Fragen der Schüler von der Jungen Union (CDU) Julius Geier, von den Jusos (SPD) Sven Hartung, von den Julis (FDP) Felix Ren. Matt, von der Grünen Jugend (die Grünen) Leon Kuderer und von der Liste Lebenswerte Ortenau Jana Schwab.
Bei dieser Veranstaltung zeigte sich, dass das politische Interesse der jungen Leute eindeutig vorhanden ist. «Wir wussten zu Beginn nicht, wie es bei unseren Mitschüler:innen ankommen wird», erzählt Till Kießling. Doch es wurde ein voller Erfolg. Die komplette Oberstufe von der neunten bis zur 13. Klassenstufe war vor Ort. Das entsprach rund 230 Schüler:innen im Theater- und Konzertsaal der Schule und die Rückmeldungen waren äußert positiv. «Allein zu sehen, als wir zur Pause einleiteten und ein Großteil der Schüler:innen im Saal blieb, sich einen unserer Gäste für ein direktes Gespräch schnappte oder in klassenübergreifenden Runden ihre eigenen Meinungen austauschten», erzählt Kirstein mit leuchtenden Augen. «Da merkten wir, dass wir unser Ziel schon erreicht hatten: es entstanden Austausch und angeregte Kommunikation», ergänzt Kießling.
Die Veranstaltung war in vier themenunterschiedliche Diskussionen unterteilt. Begonnen wurde mit dem öffentlichen Nahverkehr, bei dem sich schon schnell verschiedene Parteistandpunkte herauskristallisierten. Zu teuer? Was ist mit dem 9-Euro-Ticket? Oder doch eine Verstaatlichung der Bahn?
Eingeleitet wurde die Veranstaltung teilweise von Schüler:innenbeiträgen in Form von Musik oder auch von einem satirischen Gedicht. «Während der Planung wurde uns schnell klar, dass wir mehrere unserer Mitschüler:innen nicht nur über die Erstellung der Fragen, sondern auch über eben solche künstlerischen Beiträge zu den Themen mit einbinden wollten», so die zwei Veranstalter, welche auch die Moderation übernahmen. Auch das Thema Rechtsextremismus startete mit einem Schüler:innenbeitrag. Die zwei vorführenden Schüler beendeten ihren Sketch mit einem Schild: «Bist du Teil des Problems?». Die weiteren Themen waren Wohnen heutzutage und die Aufrüstung im Militär. Zur Wehrpflicht wurde spontan eine Umfrage im Saal gestartet – Wer ist dafür? Und wer eher dagegen? Es fanden sich auch Schüler:innen, welche ihre persönlichen Meinungen mit den Zuhörer:innen und den Gästen dazu teilten.
Im Anschluss zu den Diskussionen riefen Till Kießling und Juri Kirstein zu einer großen direkten Fragerunde auf, es kamen unter anderem weitere Themen wie Migration und Bürgergeld auf. Am Ende genügte die Zeit kaum, um alle Fragen der Schüler:innen zu beantworten, wobei sich die Vertreter der Jugendverbände allesamt gut schlugen.
«Äußerst professionell»
Auch bei den politischen Gästen kam das Format gut an. Sie bedankten sich mehrmals für das Interesse und es gab auch viel Lob für das Organisations- und Moderationsgespann. Einer der Gäste sagte mit einem Schmunzeln im Gesicht: «Das war äußerst professionell gestaltet, jetzt waren wir endlich auch einmal bei Markus Lanz!»
Insgesamt sind die beiden Schüler:innenvertreter sehr zufrieden mit der Veranstaltung. «Es war sehr viel Arbeit, aber es lohnte sich», so Juri Kirstein. «Wir sind stolz auf das, was wir mit unserer Idee geschaffen haben und hoffen, dass diese Runde der Auftakt für mehr politische Bildung sein wird», zieht Till Kießling ein Fazit. Im abschließenden Appell mit Blick auf die anstehenden Kommunalwahlen am 9. Juni waren sich alle einig: «Bitte geht wählen!»
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